Da ich morgen in die Ferien gehe und kein Buch mitnehmen will, das ich nicht (fertig) lesen soll, hier schon mein Eindruck des zweiten Teils. Insgesamt gab es für mich weniger Momente, wo ich mich über sprachliche Finessen gefreut habe wie im ersten Teil. Ein paar Fehler/ Übersetzungsfehler, wie ‘das’ Kaugummi, identitär (hier), das sexy Pferd ? oder Fahnen, wohl das Gegenstück zu Flyern auf Englisch, störten mich, insbesondere da das letztere Wort mehrmals wiederholt wird.
Es gefiel mir jedoch, wie sie die Veränderung der Beziehung zu Joe beschrieb, (er sollte nicht mehr das Foto sein sondern der Rahmen). Katherine geht mir mittlerweile sehr auf den Keks (Thema das Geschlecht des zweiten Kindes, die Diskussion um die Patenschaft und die Angeberei über das Bankkonto). Junggesellenabschied mit der Ex, die wohl kein Junggeselle ist, wirklich? Vielleicht bin ich zu alt (64 Jahre), das zu verstehen. Dafür liebte ich das Wort ‚Mann‘. Diese maskuline Gesprächswährung, die so vielseitig einsetzbar ist wie der Euro. Und die Fliegenklatsche beim Smalltalk. Der Satz ‚Für viele männliche Millenials ist ‚Ich liebe dich‘ das Beziehungsäquivalent zu Leven siebzehn in Tomb Raider 2 fand ich herrlich. Und der ‚Inhalt der Einkaufswagen bewies, dass niemand von uns mit dem Erwachsenenleben zurechtkam‘. Angelo wird immer schwieriger und hat wohl seine eigenen Probleme. Ich würde es gar nicht schätzen, wenn jemand mitten in der Nacht vor meiner Tür stehen und warten würde. Worauf?
Krass fand ich, dass Nina nach der Erkenntnis der Unkenntnis von Max alle seine Kontakte und Nachrichten konsequent gelöscht hat. Ich hätte wohl diese Daten sehr lange behalten – vermutlich fälschlicherweise in der Hoffnung, dass ich sie dann doch noch einmal brauchen könnte. Oder vielleicht so lange, bis jemand anderen diesen Platz eingenommen hätte.
Am meisten beeindruckt hat mich aber, wie sie das Voranschreiten der Krankheit ihres Vaters beschreibt und versucht, ihm in der Schwere seines Lebens entgegenzukommen auch gegen den Widerstand der Mutter. Die Trauer um jemand, der noch nicht gestorben ist, der menschliche Suppenwürfel in seinem Fall und das Verständnis für seine Wut. Wir älteren im Lesekreis kennen diese Situationen etwas näher und vielleicht auch schmerzlicher als die jüngeren.