Guten Abend Zusammen!
Auch ich fand den zweiten Teil, wie bereits den ersten, sehr lesenswert und mag die Sprache wahnsinnig gerne.
Die Vögel begleiten uns nach wie vor durch die Geschichte. Auch die Vogelfeder, welche Honora von Alice bekommen hat, wird auf der Schiffsreise nochmals erwähnt. Honora trägt sie am Herzen, obwohl sie bei sich denkt: «Diese Feder bedeutet – nichts.». Eine Möwenfeder, wie @kellerkaktus sie vermutet, könnte von der Symbolik her sehr gut zu Honora passen, so steht sie unter anderem für Stärke und Kampfgeist.
Wie auch @DDC fand ich es sehr spannend, welche Vorteile es Honora brachte, nicht wieder zu sprechen, obwohl sie es wieder konnte. Das setzte sie geschickt ein, um dahin zu kommen, wo sie sich die Freiheit erhoffte: Amerika.
Dort angekommen, fand ich es unfassbar, welcher Ungerechtigkeit Honora und Mary in New York ausgesetzt waren. Ihre Notsituation wurde schamlos ausgenutzt. Wie «Geister» sollten sie ihre Arbeit verrichten – und wurden schliesslich nicht einmal bezahlt. Während dieser Zeit, in der sich Honora um die kranke Mary kümmerte, haben wir ihre aufopferungsvolle und hilfsbereite Seite kennengelernt.
Als sie schliesslich in den Westen flohen, wartete dort anstatt der erhofften Freiheit, ein noch schlimmeres Schicksal auf die beiden Frauen. Bei der ersten Begegnung mit Ignatius fragte ich mich, ob Mary bereits wusste oder zumindest ahnte, was sie erwartete. Bei der Beschreibung von Ignatius bediente sich die Autorin ebenfalls der Symbolik: «(…) das Lächeln, das über sein Gesicht flog, glich den schattenhaften Flügeln eines Nachtfalters». Der Nachtfalter verkörpert das Böse, Gefährliche. Auch die schreckliche Zeit, die darauf folgte, überstand Honora, wie sie es sich versprochen hatte – auch wenn nicht glorreich und mit Spass, sondern nur mit ganz viel Glück und der Hilfe des Cowboys.
Marys Verrat kam auch für mich unerwartet. Klar, sie war in einer schwierigen Situation durch ihre Schwangerschaft, aber Honora hätte sie nicht im Stich gelassen. Warum Mary lieber auf die Hilfe eines wenig vertrauenswürdigen, schmierigen Typen wie Ignatius setzte, ist für mich schwer nachzuvollziehen. Insbesondere da sie in Honora mehr als nur eine Freundin zu sehen schien.
Ich freue mich nun auf den letzten Leseabschnitt und wünsche mir für Honora, dass sie, die langersehnte Freiheit endlich findet.