Das 5. Kapitel fand ich echt krass und es ist mir schleierhaft, wieso das Kapitel „Die glücklichen Jahre“ heisst. Sicher, es gibt ein paar positive Aspekte. Mit Willem hat Jude einen wirklich geduldigen und verständnisvollen Partner bekommen und dass die beiden ein Paar geworden sind, fand ich schön. Trotzdem ist die Beziehung eine Tortur für Jude (Ekel vor dem Sex, Angst vor dem Verlassen werden) und sein Drang zur Selbstverletzung gipfelt in schockierenden Handlungen. Bei der Szene mit dem zigarettenrauchenden Klienten dachte ich mir: Oh nein, als nächstes wird Jude sich mit Zigaretten brennen. Aber das war ihm wohl zu harmlos. Für das Szenario, das Jude sich antat, reichte meine Vorstellungskraft nicht aus.
Zum ersten Mal in der ganzen Geschichte ist Jude mir auf die Nerven gegangen. Seine Lügerei Willem gegenüber hat mich echt sauer gemacht und ich war froh, dass Andy ihm mal ordentlich den Kopf gewaschen hat.
Während Judes Erzählungen aus der Vergangenheit, vor allem bei Dr. Traylor, habe ich mich dabei ertappt, wie ich anfing quer zu lesen, um die schrecklichen Dinge nicht alle mitzubekommen. Weglegen konnte ich das Buch trotzdem nicht. Ich habs probiert, hing dann aber irgendwie in der Luft: Ein anderes Buch einschieben erschien mir nicht passend, und nichts lesen bringen ich nicht fertig. Also habe ich mit Ein wenig Leben weitergemacht. Ich wollte das Buch zügig zu Ende bringen, weil ich einerseits wissen wollte, wie die Geschichte ausgeht aber auch, um meinen Kopf nach Abschluss des Buchs von den grässlichen Bildern zu befreien.
Es wäre nicht dieses Buch, wenn längere Zeit mal etwas gut liefe für Jude, aber mit dem Tod von Willem habe ich echt nicht gerechnet. Das Kapitelende war daher ein Schock für mich. Und wie Bienli89 habe ich mir die Frage gestellt, was die letzten beiden Kapitel für uns bereithalten werden. Offen gestanden, kann ich mir nicht vorstellen, dass Jude mit diesem Schicksalsschlag fertig werden kann.