Im zweiten Teil des Romans spitzt sich die Situation in der Salpêtrière zu. Die Behandlungen drohen aus dem Ruder zu laufen. Die Patientinnen realisieren, dass die Gefahr besteht, dass sie den Verstand verlieren. Auch der Patron der Tänzerin sagt ihr bei seinem Besuch, dass sie allmählich den Verstand verliere und er will sie aus der Anstalt rausholen (dabei hat er sie ja dort eingeliefert).
Auch die Ärzte beginnen an der Wirksamkeit ihrer Behandlungen zu zweifeln, Der Arzt schüttet der Tänzerin sein Herz aus. Er gesteht ihr, dass er Angst hat, sein ganzes Leben lang ein Kartenhaus gebaut zu haben. Was, wenn er sich geirrt hat und seine Hypnose Methode nur eine Lüge war, die er selbst nicht bemerkt hat. Schliesslich sagt er zur Tänzerin, dass ihre Zeit in der Anstalt vorbei sei, dass ihr womöglich gar nichts fehle … und dass sie nur wissen müsse, dass er stets ihr Bestes wollte! – Wie zynisch und wie furchtbar, das ganze Leiden der Patientinnen und die Mühe, die sie sich gegeben haben, um den Ansprüchen der Ärzte bei den öffentlichen Sitzungen gerecht zu werden, waren vergebens … denke ich als Leserin.
Der Roman enthält in den kurzen Tagebucheintragungen eine Fülle von Geschichten und Gedanken … mir war es unmöglich, die Fäden zusammen zu halten. Jeder Leser und jede Leserin kann sich seine/ihre Lieblingsgeschichte(n) aussuchen und interpretieren. Nichts ist falsch oder richtig. Stets ist man beim Lesen aufs Neue gefordert, zu verstehen und stets tauchen wieder neue Aspekte auf. Auch der Schluss liess mich mit offenen Fragen zurück.
Dieser Roman war für mich eine faszinierende und intensive Lektüre, niemals banal, ein Buch, das man immer wieder lesen kann und dabei Neues entdeckt.
Belana fragt nach er Kernaussage des Buches. Für mich schwierig zu beantworten. Ein Punkt ist sicher, dass der Autor die Behandlung junger Frauen, die man für psychisch krank hielt, schildert. Und dabei übt er Kritik am Machtgefälle zwischen den mächtigen Ärzten mit ihren experimentellen Behandlungsmethoden und den jungen Frauen, die ihnen völlig ausgeliefert sind.
@usum56 Vielen Dank für dein Feedback zu meinem letzten Beitrag.