DrQuinzel Hallo zusammen. Der Schluss ist mir auch schwer gefallen. Hat Übelkeit ausgelöst, was ich aber angemessen finde für das Thema. Spricht auch dafür, dass das Buch gut geschrieben ist.
Dass sich in der Erzählung im Verlauf immer mehr Schreckliches immer detaillierter beschrieben wird passt vielleicht auch zu der Zeit und was passierte: zu Beginn erscheinen die kleinen Veränderungen schlimm, bis sich die Menschen an das einigermassen gewöhnen und das tatsächliche Ausmass des Grauens Begriff man vielleicht erst, als man Zeuge wurde..
Mie Gefiel, wie die unterschiedlichen Schicksale beschrieben wurden, auch, dass Jan in dem Moment im Spital vielleicht einfach glauben wollte, dass er gerettet wird und so anfälliger war für die List der Nazis… Den Bezug darauf in Hannies Gedanken als sie in Haft ist (spreche nicht mit der Zelle Nachbarin, könnte eine List sein) fand ich stimmig. Da habe ich mich gefragt, ob sie daran auch ohne die Erfahrung mit Jan gemacht hätte.
Besonders gut gefiel mir auch als die Kollaborateurin im Gefängnis Hannie identifiziert und Hannie dort die Angst der Frau wahrnimmt. Vielleicht hat sie den Bezug zu richtig und falsch durch die Angst ums Überleben verloren?
Die geschichtliche Einordnung, was im Buch auf Fakten basiert und was dazu erfunden ist, sowie die Schicksale der Personen fand ich für mich wichtig, um das Ganze nochmals einordnen zu können. Auch schön, dass manche noch so lange Leben hatten und es schafften, sich trotz der traumatischen Erfahrungen Beziehungen aufzubauen. Wie die Urteile der Kriegsverbrecher so unterschiedlich ausfallen konnten, ist für mich schwer nachvollziehbar. Bei der Todesstrafe fragte ich mich, ob das zu extrem ist, dass jemand nach weniger als 10 Jahren entlassen wurde, erschreckte mich in die entgegengesetzte Richtung.
Ich bleibe mit der Frage zurück, wie und wo wir heute menschlich sein und bleiben sollten. Die aktuelle geopolitische Lage ist ja ebenso bedrohlich, gleichzeitig wirken die Kriege doch noch weit weg. Wird hier noch zu sehr weggeschaut und zu wenig gemacht, mache ich zu wenig?
Auch das nehme ich als Zeichen für ein gelungenes Buch ✨