Brillenschlange Teil 2, pp. 193-369 Freitag, 17.5.
Im Mittelteil gilt es, Langeweile zu verhindern, Spuren zu legen und Verdächtige aufzubauen.
Das macht Christine Brand hervorragend, indem sie….
o Wichtige Personen eingeführt: Bettina the Brain, die im Strafvollzug sitzt, weil sie auf einen Attentäter geschossen hat. p.211 //Den einen Fotografen mit dem Vornamen Manuel.
o Neue Fälle aufdeckt: Zu Herbert Kipfer in Grindelwald: Nathalie verschwand am 5. Geburtstag ihres Sohnes. p.199 /Nur 2 J später ist Jonas während eines Ferienlagers in einem Fluss ertrunken p.200/C. p. 202
o Cliffhangcer einbaut: Die Tür ist erneut doppelt abgeschlossen, doch dieses Mal ist Malou zu 100% sicher, dass sie den Schlüssel nur einmal umgedreht hat, als sie das Haus verlassen hat. p. 219
o Logische Folgerungen aufzählt.: Einbrecher=Taschendieb 226/ womöglich ist es jemand, der ihretwegen ins Gefängnis gewandert ist p. 227
o Andere vom Verdacht befreit: Clemens‘ Leumund ist sauber. p.263
o Wiederum andere in Verdacht geraten lässt: Bernard Blanc pp. 278-280
o Das Motiv des Täters nach und nach erläutert: Aufgewachsen im Kasten im Schlafzimmer und Zeuge des Mordes an seiner Mutter; dann wächst er in Erziehungsheimen auf und als er endlich rauskommt, verliebt er sich in Frauen, die seiner Mutter aufs Haar gleichen. Sobald diese aber schwanger werden, muss er ihre Liebe mit dem wachsenden Embryo teilen. Grossmutter Agnes, p. 285: „Vielleicht wollte Felix keine Kinder, womöglich hat er aus diesem Grund das Weite gesucht.“
Er kann sich nicht damit abfinden und verdünnisiert sich, verfolgt aber die Kinder, weil er gerne Vater sein möchte, sich dieser Verantwortung aber auch nicht stellen kann.
o Mittels Andeutungen: Und dann der deus-ex-machina = die grosse Wende aus dem Nichts, die Erleuchtung: Dieses Blinzeln, ich habe es kürzlich gerade erst gesehen. Heilandsack, ich hab’s das erklärt natürlich einiges. Dario, ich glaube, ich weiss, wer der Mörder deiner Mutter ist. p.301
Als Leser habe ich an Bärtschi gedacht, sicher hat sie das Blinzeln bei Isabelle gesehen, aber wo sonst?
Obwohl der griesgrämig scheinende Paragraphenreiter-Chef ja schon fast Standard in vielen Krimi-Serien am TV ist, dürfen wir auch nicht vergessen, dass Malous Beurlaubung ihr erst ermöglicht, auf eigene Faust zu ermitteln. Genialer Schachzug der Autorin, denn: Malou will keinen neuen Fall aber einen Monat Zeit. p. 209
Die Autorin verwendet oft deftige Sprache, was ja auf dieses Milieu durchaus zutrifft: Zu viele Zufälle. Das Schicksal kann ein verdammtes Arschloch sein. p.205
Ironie: Dario: „Das klingt zu abstrus, das passiert vielleicht im Krimi, aber doch nicht im wahren Leben.“ „Das wahre Leben ist meist viel krasser und verworrener und auch brutaler, als sich das die Krimiautoren ausdenken können, kontert Malou.“ p.248
Gut gefallen hat mir auch die Personifizierung des Rollers: Bruna hustet, als Malou sie ankickt, fast so, als wäre sie beleidigt, dass sie sie allein hat stehen lassen. p.259
Alles in allem, befreiende, lockere Lektüre.
Meine Gattin will mir bereits den nächsten Brand-Krimi schmackhaft machen….