Auch der letzte Teil ist voller neuer unerwarteter Ereignisse, die man aber teilweise hätte erahnen können.
Als ich die Stelle mit dem vertauschten Sarkophag las, dachte ich sofort zurück an die Spende, die Ross den Aktivisten gemacht hat. Da hätte es mir klar sein müssen, dass sie, die ja niemandem vertraut, einen Plan im Plan haben musste. Selbst wenn sie nicht wusste, was das andere Team tat, war ihr ja klar, dass sie mit einer Aktion von ihnen rechnen musste.
Wie Ross sich in einem Abendkleid an der Unterseite eines fahrenden Autos, dass auch noch glühend heiss sei, festklammerte, war dann aber doch etwas abwegig meiner Meinung nach.
Die dritte Phase und das Auswählen der Gegner war ganz nach meinen Erwartungen. Dass Ross eine solche Entscheidung treffen musste, war genau die Handschrift des Gambits.
Jedoch die Entführung macht bei längerer Überlegung mit Berücksichtigung des Ausgang keinen Sinn für mich. Wieso war Taiyo da? Arbeitet Ross Mutter mit der Organisation zusammen? Wenn Ross, Devroe und Noelia die Wahrheit sagen würden und jeweils Nicholi, Taiyos Bruder und Auntie entführen müsste, hätte Taiyo logischerweise Devroes Mutter gehabt. Devroe hatte aber ebenfalls Auntie, und Devroes Mutter wirkt nicht so, als würde sie sich entführen lassen, deswegen gehe ich davon aus, dass Taiyo auch Nicholi hatte. Obwohl er ihr Gegner ist, ruft Ross für ihn den Krankenwagen. Noch immer handelt sie nach ihrem moralischen Kompass.
Auntie und Nicholi sind die lohnenswertesten Personen für die Organisation und mit Auntie würden sie zusätzlich noch Geld von Ross’ Mutter erhalten, die sich mit ihnen abgesprochen hat. Ross hatte ja nur wegen ihrer Mutter teilgenommen.
Und wieder sieht man die narzistische Seite von Ross’ Mom. Schon als Kind hat sie sie von jeder anderen Person isoliert. Sie hat verhindert, dass sie sich mit Noelia anfreundet und hat sie abhängig von ihr gemacht. Ross ist in dieser Beziehung gefangen, und ihre Chance auszubrechen, wurde erneut von ihrer Mutter zunichte gemacht.
Ich hoffe sehr, dass Ross nach dem Jahr für die Organisation ihrer Mutter den Rücken kehrt. Vielleicht kann sie Auntie noch trauen. Der Zwist der Familie Quest wird leider nicht aufgelöst, obwohl mich dieser sehr interessiert hätte.
Über das Ende bin ich leider nicht glücklich. Ich hätte gern gelesen, das sie mit ihrer Crew, ihren Freunden, nun die gewieftesten Raubzüge durchzieht. Dass Devroe sie so hintergeht. Ich verstehe, dass er seinen Vater vermisst, aber kann er selbst unter Drogen Ross so sehr täuschen? Wird er ebenfalls von seiner Mutter dazugedrängt? Da er mit sicherheit Ross’ Mutter kannte, bin ich davon überzeugt, dass er vor dem Gambit schon Ross kannte und insgeheim diesen Plan seit Beginn verfolgte, aber in einem weiteren Band würde ich sehr gerne darüber lesen, ob er nicht doch etwas für sie empfindet, nach all dem.
Ross wird ihm vermutlich aber nie mehr trauen, egal was passiert. Ich verstehe deswegen ihren letzten Satz gut. Jedoch bin ich der Meinung, dass sie sich auf Noelia, Kyung-Soon und Mylo verlassen kann. Diese haben ihr in der letzten Phase geholfen, obwohl sie es nicht mussten. Besonders Noelia hat viel charakterliche Stärke gezeigt und praktisch auf ihren Sieg verzichtet. Natürlich um Nicholi zu bewahren, aber mit dem Einblick, den wir in ihr Leben erhalten haben, ist dieser Verzicht eine sehr grosse Sache für sie.
Das Buch endet nicht mit einem Happy End. Ross ist von einer toxischen Beziehung in eine Zusammenarbeit mit jemandem, der sie tot sehen will, gerutscht. Wie es weitergeht, steht noch offen. Der Klappentext vom Teil 2 verspricht erneut viel Spannung.