Puppe der Geduld* ist für mich ein Synonym für fehlende Vertraute oder Liebe? Das ähnelt auf eine Art Kindern, die Trost in ihrem TEddy suche und finden, dem sie alles anvertrauen, der sie beschützt, durch den sie sich weniger allein oder einsam fühlen. Hat mir Eindruck gemacht, dass eine Erwachsene - eine Mutter! - eine Art Fetisch als Trost hat, den sie nicht einmal mit ihrer eigenen Tochter teilen will (Eifersucht). Warum sie sich nicht in eine Sucht gestürzt hat oder Verbündete suchte? Immer wieder liest man davon, dass das Kultur-Café für solche Situationen prädestiniert ist. Statt sich also mit anderen auszutauschen - aha, das widerspräche dem Kulturkreis, nach der Devise “wie’s in mir aussieht, geht niemanden was an” -, verkümmert sie, weint nicht einmal, bemitleidet sich nicht. Erst im nächsten Kapitel “Zurück in Bagdad”, kommt sie einmal aus sich heraus, wo ihre Mutter, Aidas Grossmutter, stirbt: da wird geschrien sich verletzt, geschlagen. Selbstmartyrium, aber wieder einmal ohne grossen Trost von der Familie. Man ist sich also (als Frau) im Islam selbst überlassen; Freude und Glück sind fehl am Platze. Stolz - wenn überhaupt - nur dann, wenn frau es geschafft hat, einen Sohn zu gebären. Aber bei einer Tochter? Kein Stolz, nur Angst, Scham, dass Tochter unter 20 keinen passenden Ehemann abbekommt. Und dann die Prozession. Statt dass sich alle Beteiligten über die bevorstehende Hochzeit auslassen, wird nur von den Familien-Clan-Chefs verhandelt. Also wirklich. Als ob so ein Ehe-Arrangement der Kauf einer “Zuchtkuh” wäre. Logisch, da daraus keine Liebe oder Verständnis entstehen kann.
Ein Lichtblick in diesem Traditionszirkus: Aidas irakische Freundin, das “Cowgirl” Amina. Auch ohne grosse Bildung und Erfahrung weckt dieser Charakter Hoffnung. Auch wenn ich zwiespältige Gefühle hätte, ich glaube, ich könnte Amina nicht widerstehen - als Freundin. Vielleicht liegt es an ihrem Freigeist, den man in der irakischen Pampa nicht erwartet.
Was mir eigentlich die ganze Zeit über auffiel, war: der Ring. Ich dachte zunächst, das sei ein hundskommuner Ehering, obwohl ich eigentlich gedacht habe, dass der muslimische Kulturkreis die eheliche Verbundenheit eher im Kopftuch oder der Eintönigkeit versteckt. Das Buch lässt leider diese Frage offen. Ich hatte beim Tod der Oma das Gefühl, dass das eher eine Erinnerung an die Mutter sei, der auch eine Art Trost spendet.