Lieberherr Liebe NiNa & Lieberherr: Was ist Heimat? Auch mir fiel das ins Auge, von der 1.Seite an. Ich kam 1968 als Flüchtlingskind mit meinen Eltern in die Schweiz, kann mit dem Begriff also sehr wenig anfangen wie meine Mutter, die als Sudetendeutsche ums Bleibrecht in der Tschechoslowakei kämpfen musste. Auch für sie der Begriff Heimat eher mit Deutschland verbunden als mit dem Land, wo sie geboren wurde und aufwuchs. Mein Vater hatte zeitlebens Mühe mit seiner neuen Heimat Schweiz, Alpträume, jahrelang, denn alles, was ihn geprägt hat, musste er von heute auf morgen aufgeben. Heimweh gehörte dazu. Manchmal wachte er schweissgebadet auf. Als er dann endlich eingebürgert wurde und zurück konnte, war er quasi heimatlos: seine alte Heimat hatte allen Glanz verloren. Und mit der neuen Heimat hatte er sich arrangieren müssen. Also finde ich die obige Aussage im Buch “Heimat, süss, malt, leuchtet” eher unpassend für Europäer; diese können sich (oder haben sich gelernt) anzupassen .
Aber ich denke, dieser Begriff ist vom Kulturkreis abhängig. Müsste ich in den Irak fliehen, könnte ich mir nicht vorstellen, dort heimisch zu werden, weil es eben ein ganz anderer Kulturkreis ist samt Religion und Tradition, auch was die Frauenrolle angeht. Im Buch kommt es für jemanden, der auch geflohen ist, also anders rüber. Könnte aber auch sein, dass es mit der Mentalität zusammenhängt oder der Geborgenheit der Familie - wenn man denn eine grosse hat. Aber auf jeden Fall ist es poetisch hübsch verpackt.