Den letzten Abschnitt hatte ich gleich im Anschluss an den dritten zu Ende gelesen und mir nur einige Eindrücke notiert. Ich werde versuchen, sie hier zusammen zu fassen.
Am Schluss des letzten Abschnitts dachte ich ja noch, dass die Familie Noras Liebe zur Musik akzeptiert hätte. Aber eigentlich ist gar nichts besser geworden. Sie wird innerhalb der Familie immer wieder ausgeschlossen. Derweil kümmert sie sich durchaus um die Kinder, jedoch auf ihre eigene Art und die anderen geben ihr einfach keine Chance.
Bei Donal reagiert Nora wie so oft spontan und versucht vor Ort, also im Internat, herauszuspüren, wie sie helfen könnte. Und eigentlich muss sie kitten, was die Verwandtschaft, zum grössten Teil hinter ihrem Rücken, angerichtet hat. Sie macht das gut und ich finde, hier spürt man auch, dass Nora den gesellschaftlichen Rahmen nicht einfach zerschlagen möchte, sondern innerhalb eine passende Lösung sucht.
Nora hat durchaus auch manchmal grosse Träume, wie zum Beispiel beim Singen und was sie alles hätte erreichen können. Das hat etwas Wehmütiges aber das darauffolgende Weihnachten erlebt sie dann doch als unbeschwert, mit verblassenden Erinnerungen und angenehmen Glücksgefühlen. Es bleibt ein Auf und Ab der Gefühle, was auf mich sehr echt wirkt.
Conor anzulügen wegen Aine fand ich hingegen überhaupt nicht richtig. Sonst findet Nora meiner Meinung nach meistens einen guten Weg mit all ihren Problemen.
Nora beginnt zu Malen und zu Renovieren. Es kommen Erinnerungen an den Tod ihrer Mutter hoch. Das ist eindrücklich beschrieben, wie die Distanz ein intensiveres Hinschauen ermöglicht. Doch die intensive körperliche Betätigung und auch das Emotionale darin, führen schliesslich zu einem Zusammenbruch. Hier hätte ich Dr. Cudigan ohrfeigen mögen für seine Aussage, “Frauen haben es wirklich bequem im Leben”, was für ein jämmerlicher Idiot! Ich habe allerdings diesen Zusammenbruch von Nora und die Erscheinung auch überhaupt nicht in dieser Form erwartet.
Auch Josie hat mich danach überrascht, sie handelt, ähnlich wie Nora, spontan und leitet alles Nötige in die Wege. Respekt! Danach bleibt zwar vieles gleich, die Familie kümmert sich, mischt sich aber auch immer wieder ungebührlich ein. Für mich ein Bild, das sich durch die ganze Geschichte zieht.
Dieses Bild bringt mich auch zu meinem Fazit: Nora lebt immer noch in den herrschenden Konventionen, aber sie leidet nicht mehr so stark daran und hat sich ein Stück Unabhängigkeit darin erkämpft. Ich fand es wunderbar erzählt, mit vielen unterschiedlichen Zwischentönen und habe es für mich mit aufgerundeten fünf Herzen bewertet.
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Ein kurzer Gedanke kam mir noch bei Laurie, dem Kloster und schliesslich dem Singen im Chor. Ob auf diese Weise wohl der Glauben und das Weltliche in Noras Leben zusammen findet?
Und das Ende konnte ich für mich nicht ganz deuten: Warum holte Nora die Schwestern um die Kleider von Maurice zu entsorgen, warum tat sie es nicht selbst?
Jetzt bin ich gespannt, was ihr noch dazu meint. Ich meinerseits bin auf jeden Fall froh, hatte ich Nora Webster damals vorgeschlagen und haben wir es nun auch zusammen gelesen. Das ist immer bereichernd.