Kathrin1014
Mit einem Tee in der Hand, dem Schneetreiben draussen und dem Schein von Kerzenlicht kommt es mir komisch vor, an die Hitze Spaniens zu denken… Und doch fühlt es sich vollkommen richtig an. Ich hatte vor dieser Leserunde noch nie darüber nachgedacht, welches Buch zu einer Jahreszeit passt, normalerweise lese ich Bücher, die mich ansprechen, etwas in mir auslösen oder die schon ewig auf meiner TBR-Liste stehen. Dieses Buch hilft mir dabei meinem Alltag zu entfliehen, auch der Kälte die mich vor der Haustüre erwartet, deshalb finde ich, dass „Mitten im Sommer“ optimal in den Winter passt. 😉
Ich bin ohne jede Erwartung an dieses Buch rangegangen und bisher bin ich positiv überrascht. Es ist anders als viele Bücher, die ich bisher gelesen habe. Echt, ehrlich und mutig - und doch enthalten die Seiten ein Fünkchen Magie. („… und dann lachte Ana Mari mit ziemlicher Sicherheit, wie sie immer lacht, als drängte sich alle Freude der Welt plötzlich in ihrem Mund und würde dort explodieren…“)
Die Art und Weise, wie Ana Iris ihre Heimat beschreibt, lässt mich wünschen ich könnte mit einer Zeitmaschine dorthin zurück reisen und erleben, was sie erlebt hat. Das einfache Leben, die grosse, mit Tradition gefüllte Familie, die Liebe und Offenheit der Spanier, die selbst gemachten Produkte, wie die Seife ihrer Grossmutter und ihre Heimat. Auf der Seite 32 schreibt Ana Iris: „Ich wohnte dem Ende von Spanien bei, dem Ende der Einzigartigkeit. Und ich kriegte es nicht mit.“ Ich glaube, das ist für einige Generationen ein grosses Thema, irgendwann gab es alles hundertfach… Schön finde ich allerdings, wie wir heute teilweise zu dieser Einzigartigkeit zurückfinden.
Meine Eltern lieben Spanien sehr, und haben früher dort gewohnt, doch wusste und weiss ich sehr wenig uber dieses wundervolle Land.
Vor allem die politische Situation damals, ist für mich ein ganz neues Feld, über das ich viel zu lernen habe. Was ich beeindruckend finde ist, wie sie aus der Sicht eines Kindes schreiben kann, die Sache mit der ETA und Rebecas Hochzeit - natürlich verstand sie das damals noch nicht - und dann ihre Realisation, als sie später erfährt, warum ihre Familie ins Bad und wieder hinaus gelaufen ist. Es ist kindlich-erwachsen geschrieben, man kann die kleine Ana Iris förmlich vor sich sehen, wie sie reagiert und sich benimmt, dennoch haben ihre Gedanken, schon damals, starke erwachsene Züge.
Ich bin gespannt zu sehen, wie sich Ana Iris und ihr Charakter in den nächsten Kapiteln. Die Lebendigkeit und Unbeschwertheit ihrer Worte drängt mich dazu, weiterzulesen.
PS: Ein Stammbaum wäre nicht schlecht gewesen, aber wie @Boockpicker schon schrieb: so wuselt es schön. 🙂