So, ich bin nun endlich auch auf dem neusten Stand. 🙂
Habe mir auch eure bisherigen Eindrücke durchgelesen und stimme einigen Bekundungen zu, insbesondere dem patriarchischen Aufbau der Welt und einigen Stellen, die auch meiner Meinung nach und mit meinem jetzigen Wissensstand fast unmöglich zu erklären sind: Gaias scheinbar unbemerkte Flucht und ihre Flammen-Kräfte.
Den Schreibstil empfinde ich als von Grund auf erfrischend. Im Ernst. Ich denke nicht, dass ich schon einmal so unerwartet in diese Art von Geschichtenerzählung hineingeworfen worden bin. Und erstaunlicherweise passt es meiner Meinung nach unglaublich gut zu dieser Story.
Es liest sich ein wenig poetisch, fast wie eine Legende oder ein Mythos. Was Gaias Geschichte ja irgendwie auch zu sein scheint. Eine Erzählung.
Statt auf ausgeprägte und einzigartige Charaktere mit starken Persönlichkeiten steht hier mehr die allgemeine Atmosphäre und die Weltordnung im Vordergrund. Die Charaktere sind schlicht ein Produkt ihrer Welt und erhalten dadurch in meinen Augen trotzdem eine gewisse Tiefe.
Ich würde jedoch wirklich gerne wissen, was an „Jenem Tag“ der Welt und dessen Bevölkerung denn nun genau widerfahren ist. Die Beschreibungen der Vergangenheit (auch Gaias Vergangenheit) gestalten sich bisher sehr vage und sind durch die ganze Geschichte verstreut.
Ich erkläre mir dies jedoch damit, dass es in dieser Welt ja gar keine Bücher oder schriftliche Aufzeichnung vor „Jenem Tag“ mehr gibt. Man soll quasi gar nicht wissen, was genau passiert ist.
Die Spannung blieb dadurch auch stärker bestehen, da ich mich immer auf den nächsten kleinen Einblick in die Vergangenheit gefreut und mir die Geschichte dadurch zusammengefügt habe.
Ein Punkt, über den ich mir aber wirklich vertieft Gedanken gemacht habe ist die Welt, in der die Geschichte spielt. Spätestens als Gaia ihre Feuer-Kräfte entdeckt hatte, war uns glaube ich allen klar, dass sich die Autorin einige Freiheiten genommen hat bei der Wiedergabe „unserer Welt“.
Ich habe mich aber schon vor der Sache mit den Flammenhänden begonnen zu fragen, ob diese Darstellung „unserer Welt“, wie sie nach einer atomaren Katastrophe aussehen könnte, wirklich realistisch ist. Hauptsächlich in Bezug auf die gesellschaftlichen Ordnungen, die in diesem Buch herrschen.
Irgendwie fällt es mir einfach schwer zu glauben, dass die Menschen alle Bücher und schriftlichen Aufzeichnung (und somit allen technischen Fortschritt und jegliches Wissen) absichtlich und willentlich vernichten würden, insbesondere nach so einer Katastrophe. Denn damit vernichtet wird natürlich auch die Möglichkeit, aus Fehlern zu lernen etc.
Wir hatten ja schonmal Bücherverbrennungen in der Geschichte, und ich denke wir sind uns einig, dass das niemandem etwas gebracht hat haha. Ausserdem erinnern die Mutanten-Rituale stark an Hexenverbrennungen.
Hat einfach alles ein sehr starkes Feeling von Rückkehr ins Mittelalter, als wäre wirklich jegliche Entwicklung der Menschheit zurückgesetzt und noch einmal bei 0 angefangen worden.
Ausserdem die ganze Diskriminierung und Feindseligkeit gegenüber Mutanten und die Geschichte mit der Sippe der Unerwünschten.
…Wartet mal, meint ihr die Herrscher damals wussten, dass Mutanten besondere Kräfte entwickeln können? Und brachten deshalb alle um? :0
Anyway, mich würde mal extrem interessieren, ob ihr diese Version der möglichen Zukunft wahrscheinlich findet und was ihr spezifisch über die gesellschaftlichen Fragen und Aspekte in diesem Buch denkt.