Nun bin ich also in Santiago angekommen, bzw. gleich noch weiter nach Finisterre marschiert. 🙃
Das Buch selber ist Seitenmässig nicht sooo wahnsinnig umfangreich - hat aber etwas ‘grössere Dimensionen’ - mit vielen eindrücklichen Fotos: Stimmungen, Ausschnitte, Kirchen, etc. - Ein ‘Gesamtkunstwerk’ also. Der wenige Text wird illustriert und gedeutet - und umgekehrt.
Ulrich Hagenmeyer startet in Ostfildern und läuft via Schweiz (Basel-Bern-Genf) nach Frankreich - durchquert das Land bis er letztendlich in sommerlicher Gluthitze Santiago erreicht.
Zum einen reflektiert Hagenmeyer über das Pilgern allgemein und beschreibt den Weg, Skizzenhaft die Route, deren Besonder- und Schönheiten - dies eher in einem ‘distanzierten Ton’ - quasi aus der ‘Vogelperspektive’ (nicht in Ich-Form, sondern jeweils ‘der Pilger’). Darauf lässt er persönliche Erlebnisse, Erfahrungen und Gedanken einfliessen - auch dies sehr zurückhaltend - also kein ‘Seelenstriptease’ - und genau das ‘nur Angedeutete’ kann so zu einer ‘Deutungsschablone’ werden, anhand derer man seine eigenes Erfahren ‘abgleichen’ oder in einen Zusammenhang stellen kann.
Ich fand die Lektüre sehr gut. Hagenmeyer zitiert übrigens ebenso eine Fülle von Literaten, Mystiker, Theologen… und findet auch selber schöne Gedanken: Was dem Pilger auf seinen leidvollen Wegen widerfährt, widerfährt ihm demnach nur scheinbar. Es gehört zu ihm, entsteht aus ihm. Entsteht aus seinem So-Sein, aus seiner Seele, seiner Persönlichkeit.
oder Bilder: Mitpilger sind nicht nur Gefährten auf demselben Weg, sie gehen ihren jeweils ganz eigenen Lebens- und Pilgerweg. Sie begleiten einander wie gedrehte Stränge eines Seils - alle gemeinsam und doch jeder allein.
Quasi ‘Davon-laufen’, um ‘Anzukommen’ bei sich selbst - es hat etwas sehr Existenzielles, das berührt - aber es wird auch klar, dass einem zu Anfang wohl euphorisierende Flügel wachsen… diese werden aber nach und nach immer mehr gestutzt… Hagenmeyer erlebt es bei den Unwettertagen in der Westschweiz, beim Verlaufen oder der Monotonie der ‘Pilgerautobahn’.
Eine Lektüre mit ‘Mehrwert’!
P.S: @MonD - wenn Du noch immer in irgendeiner ‘Zuger-Ecke’ zu Hause bist, wäre das mein Radius 🙂. Ich könnte Dir den Bildband bei Gelegenheit in den Briefkasten legen - wie mein gescheiterter Rezensionsversuch mir zeigte, scheint das Buch nämlich vergriffen zu sein…. (Bei Bedarf einfach melden!)