Ich habe dann doch noch weitergelesen und war überrascht. Das Buch erhielt eine Wendung und fand ich plötzlich sehr spannend. Ich musste es innert kurzer Zeit fertig lesen. Unter den Rezensionen zum Buch habe ich folgenden Satz gefunden:
In einem Interview hat Delia Owens gesagt, dass sie über 10 Jahre an diesem Buch gearbeitet hat.
Vielleicht ist das der Grund, dass ich den Eindruck habe, mit dem Halleluja beginnt ein neuer Schreibstil und nun alles auch für mich zuversichtlicher und realistischer wirkt.
Chase war mir von Anfang an unsympathisch und ich habe eine kommende Vergewaltigung befürchtet. Da erstaunte es mich, wie gefühlvoll er mit ihr umgeht und bereit ist zu warten, bis Kya auch so weit ist. Gleichzeitig fängt Kya an, sich Gedanken zu machen, ob sie sich der Dorfbevölkerung annähern soll.
Dass Tate sich wieder meldet und ihr mit den Buchveröffentlichungen ein Einkommen vermittelt ist für mich recht realistisch aufgezeigt. Es gefällt mir gut, dass Kya ihm nicht sofort verzeiht, sondern vorsichtig und abweisend bleibt. Schliesslich war die Enttäuschung und Verletzung beim “Verlassen werden” sehr tief!
Die Bücher von Kya machen dann ein Wiedersehen mit ihrem Bruder möglich. Ich bin anfangs nicht sicher, ob ihr Bruder nur gekommen ist, um sie auszunutzen, wie so Viele vor ihm. Kya erfährt durch ihren Bruder einiges Neues über ihre Kindheit und ihre Mutter. Dadurch wird ihr auch klar, dass sie mit Chase eigentlich die Geschichte der Mutter wiederholt. Glücklicherweise schafft sie einen anderen Ausgang dieser Beziehung und zerbricht nicht daran. Ist das ein Mord-Motiv?
Die Verknüpfung der Gerichtsverhandlung mit dem Zeitsprung zum Voranvorgefallenen macht Sinn und lässt ein Spekulieren zu, ob das nun ein Mord oder ein Unfall war.
Ebenfalls gefällt es mir sehr gut, dass Kya doch einen kleinen Freundeskreis hat, der sie nun bei der Gerichtsverhandlung unterstützt. Die Tiefe der Freundschaft z.B. von Jumping und seiner Frau, war für mich vorher nicht wirklich sichtbar. Da stimmte wohl diese Aussage:
usum56 Da glaube ich, dass Mabel genau den richtigen Mittelweg geht. Sie ist Teil der Schwarzensiedlung und darf sich nicht zu sehr einmischen, denn Kya gehört zwar zum “Sumpfpack”, ist aber immer noch weiss. Und sie will Kya auch nicht blossstellen, oder gefährden.
Es ist lange für mich unklar, wie die Geschworenen entscheiden. Was gewichten sie mehr? Die Indizien der Polizei und ihre Vorurteile gegenüber des Marschmädchens oder die Widerlegungen und Argumente des erfahrenen Anwalts?
Mit dem stimmungsvollen Schluss des Buches habe ich auch einen versöhnlichen Abschluss zum Buch gefunden. Manchmal lohnt es sich halt doch, dran zu bleiben und fertig zu lesen. Ohne diese Leserunde hätte ich das vermutlich nicht gemacht. Darum danke an euch alle!