Ich dachte, es ist blau - aber nein, eher grau. Und nur 110 Seiten dick. Deshalb passt es nun noch in den Juni:
Die Scham von Annie Ernaux. 110 Seiten - unglaublich dicht, ein Schreibstil der typisch ist für Annie Ernaux. Knapp, präzis und vielsagend.
Es muss aus dem Leben der Autorin selbst sein. Ausgehend von einem Schlüsselerlebnis als 12-jährige, das fortan konstant in ihrem Kopf und der Seele bleibt werden gesellschaftliche Normen, Normen in der Familie etc. thematisiert.
Bis zu dem Punkt, als die Protagonistin in einem Archiv in Zeitungen nachforscht, was an diesem Tag und vorher passiert war. Von da an ist die Scham im Zentrum. Die Scham, die sie erfahren hat als Teil der Familie, als jemand, der nicht viel galt. All die Schönfärberei ist weggeputzt und zurück bleibt, was sie beschämt.
Analytisch, knapp und zutiefst zum Nachdenken anregend.
Eine lebhafte Leseempfehlung. Auch als Ferienlektüre. Da darf man sich ja auch unterschiedlichste Lesekost gönnen 😌