Ein sehr bewegendes Buch, das auf weniger als 160 Seiten einen tiefen Eindruck hinterlässt:
Im Fallen lernt die Feder fliegen von Usama al Shamani.
Die Sprache von Usama al Shamani finde ich einzigartig. Er vermag es, so poetisch in Bildern zu sprechen, dass ich einfach innehalten muss. Das weiche warme aus dem Arabischen. Die philosophischen Vergleiche. Sandfiguren zum Beispiel. Sandfiguren sind Menschen, welche je nachdem, wie der Wind bläst, ihre Gestalt ändern. Im Gegenzug sind die Schilderungen absolut der brutalen Realität entsprechend - ohne Brutalität zu zelebrieren.
Es geht viel um Sprache, um das Fehlen der Sprache. Fremde Sprachen, das nicht über seinen Hintergrund sprechen können.
Aida wächst in der Schweiz auf, zusammen mit ihren Eltern und ihrer wenig älteren Schwester. Die Eltern sind aus dem Irak geflüchtet, können sich aber in der Schweiz nicht heimisch fühlen. Die Wurzeln der Heimat sind zu stark. Aida und ihre Schwester hingegen wachsen hier auf, in der schweizerischen Kultur und in jener des Elternhauses.
Schliesslich kehren die Eltern mit ihren Kindern in den Irak zurück, wo sich die Töchter nie heimisch und wohl fühlen. Die beiden jungen Frauen flüchten zurück in die Schweiz.
Aida hat da einen Freund. Ihren Eltern kann sie davon nicht erzählen, auch nicht schreiben, ihrem Freund “kann” sie nicht von ihrem Hintergrund erzählen, sie verweigert jede Auskunft.
Es ist ein sehr tiefgründiges Buch. Auf srf.ch gibt es einen Beitrag dazu:
https://www.srf.ch/kultur/literatur/wochenende-literatur/roman-ueber-gefluechtete-auf-der-flucht-verstummt-die-sprache
Habt alle einen friedlichen, guten Sonntag.