Sorry, diesmal hatte ich einen schlechten Start: ich war nicht da als das Buch kam und habe es erst nach den Osterferien in Empfang nehmen können. Deshalb habe ich nicht an den Diskussionen teilnehmen können. Immerhin konnte ich nun das Buch in relativ kurzer Zeit lesen und kann Euch hier meinen Eindruck schildern.
Ich habe mich über das Buch sehr gefreut. Das Thema Backen und Bäcker ist spannend, interessant und eines der ältesten Handwerke überhaupt.
Und zufällig bin ich in letzter Zeit öfter mit dem Thema backen konfrontiert worden:
Auf einer Wanderung lernte ich eine Bäckersfrau kennen, die eine Holzofenbäckerei betreibt. Das dort gebackene Brot schmeckte fantastisch.
Später lernte ich eine Frau kennen, die Sauerteig selbst herstellt und für sich Brot backt. Sie hat mir angeboten mir von Ihrem Teig etwas abzugeben, damit ich zu Hause auch backen kann. Leider bin ich aus Zeitgründen noch nicht dazu gekommen mir den Teig abzuholen.
Und jetzt halte ich dieses Buch in meinen Händen und bin sozusagen bereits zum dritten Mal mit dem Thema Brotbacken beschäftigt.
Ich finde das Thema des Buches sehr ansprechend, da der Beruf des Bäckers auf der einen Seite ungeheurer wichtig ist, auf der anderen Seite aber ein aussterbender ist, da sich keiner mehr das frühe Aufstehen, die Mühe und Arbeit, die Ausgrenzung vom normalen Alltag, bedingt durch die asynchrone Arbeitszeit, mehr antuen möchte.
Umso wichtiger ist für uns die Hochachtung des Bäckers und dessen Produkt dem Brot.
Das Thema des Buches geht allerdings mehr auf die Veränderung der Lebensumstände ein: Für alle die neu beginnen und den Mut zur Veränderung aufbringen, steht in der Einleitung geschrieben.
Die Charaktere werden gut eingeführt und charakterisiert:
Da ist zuerst die Sophie, die Primaballerina, die langsam realisiert, dass sie nach einem Unfall nie wieder tanzen können wird.
Dann ist da ihre Kontrahentin, Irina, die statt Sofie als Primaballerina eingestellt wurde.
Florian, Sophies Mann, ist Choreograph im gleichen Ensemble und hat die von ihm choreographierten Stücke bisher mit all seiner Liebe Sophie auf den Leib geschrieben.
Giacomo, der Bäcker aus Kalabrien, der der Magier des Teiges genannt werden könnte und der uns mit seinen weisen Worten
während der ganzen Erzählung erfreut, ist auf der Suche nach einer Hilfe in seiner Backstube.
Dann gibt es noch die Schwester von Sophie, Franziska und deren kleine Tochter Anouk, die sich lieber Maria nennt und ständig jemand segnen möchte.
Elsa, die im Verkauf der Bäckerei arbeitet und ziemlich griesgrämig daherkommt.
Motte, Elsas Dackelhündin, die am liebsten am Backofen liegt und sich nur von Menschen kraulen lässt, die backen können.
Und zuletzt noch Maria, die auch im Haus von Sophie und Florian wohnt und die es schon seit ihrer Schulzeit auf Florian abgesehen hat.
Das Buch liest sich ziemlich flüssig und ist eine liebenswerte Erzählung, in der alle Charaktere letztendlich das bekommen, was sie wollen, doch ganz anders als man es am Anfang sich zurechtgelegt hat. Es gibt durchaus einige sehr spannende Momente, die der Geschichte eine komplett neue Richtung geben.
Insgesamt bleibt die Erzählung ein bisschen zu sehr auf der Oberfläche und lässt schon etwas den Tiefgang vermissen. Ich hätte mir noch mehr von Giacomo Weisheiten erwartet, noch mehr Interaktion mit Sophie und Florian. Ich fand es schade, dass Florians Bemühungen bei Sophie nichts erreichten und dann dass es plötzlich doch so schnell wieder eingeschlagen hat. Nun gut, das kann schon so gehen. Dass Marie so schnell aufgegeben hat, scheint mir auch unwahrscheinlich. Interessant fand ich die Lösung zu Elsa und Giacomos Beziehung und dass Anouk Elsa gerettet hat, war ein schönes „Wunder“. Das andauernde Segnen von Anouk wirkt tatsächlich übertrieben, doch kleine Kinder können durchaus nervtötend sein und sich immer wieder gebetsmühlenartig auf dasselbe konzentrieren.
Am Besten hat mir Giacomo gefallen, da er in sich zu ruhen scheint und ihn (inzwischen) fast Nichts mehr aus der Ruhe zu bringen scheint.
Möglicherweise ist der Buchspazierer noch besser. Ich werde ihn mir noch besorgen und lesen. Mal sehen, was uns der Autor am Freitag erzählen wird.
Ich bedanke mich fürs Mitmachen, das nächste Mal bin ich wieder richtig dabei.