…unlängst stufte ich bei meinen Rezensionen ein Buch zurück. Das damals gefühlte ‘halbe Sternchen’, von dem ich nicht recht wusste, ob es nach oben oder unten tendiert, ergab im Rückblick immer mehr ein Minus…

Daher fragte ich mich:

Was macht ein gutes Buch aus?

Was würdet IHR darauf antworten?

…für mich merke ich, dass es quasi verschiedene Erfahrungsebenen gibt: die Schwingung beim Lesen und der Nachklang. - Es gibt tatsächlich Bücher, die lese ich sehr gerne und bin fasziniert - doch wie ein Strohfeuer verlöscht die Begeisterung relativ schnell - und plötzlich ist die Erinnerung vage.. Ah ja, hab’ ich auch mal gelesen…. [- Trotzdem war’s eine gutes (Lese)Zeit]

Dann gibt es Bücher, die begleiten mich tage-, wochen-, monate-, etc.-lang - und immer wieder bin ich ‘in der Geschichte drin’ - manche verschwinden zwar schneller, aber: wenn ich irgendwo/wann wieder das Cover sehe, einen bestimmten Satz höre, den Titel lese… ist der Inhalt plötzlich präsent. Die Schwingung ‘vibriert’ erneut…

Ein gutes Buch fasziniert mich - ein sehr gutes versetzt mich in Schwingung, die mich begleitet - ein ausgezeichnetes Buch klingt nach - ist quasi wie ‘eingeschrieben’ in die (meine) eigene Biografie (…tönt jetzt vielleicht gar pathetisch-abgehoben….).

Und bei Euch? - Wie ist es da? Ich würde gerne darüber austauschen!

Danke für jedes Mit-teilen Schoma

    Schoma Liebe Schoma, ja was macht ein gutes Buch aus? Ich denke das ist auch sehr stark stimmungsabhängig. In welcher Stimmung habe ich es gelesen und war es ein Buch einfach um mich treiben zu lassen oder wollte ich etwas für mich mitnehmen also einen tiefergehenden Inhalt oder ist es ein Buch, das mich begleitet, weil ich für mich etwas lerne. Kann auch mit dem Beruf zusammen hängen.

    Als ich eine Kollegin aus Deutschland bat mir eine Reihe zu besorgen welche ich in der Schweiz nicht bekam, meinte sie: ah lauter Schnulzenbücher. Aber auch sogenannte Schnulzenbücher können mich noch lange in ihren Bann ziehen. Dann nämlich, wenn es mir vielleicht gerade mal nicht so gut ging und ich einfach etwas brauchte, um mich abzulenken. Dann konnte ich mich treiben lassen und mich vielleicht gar an einen Strand oder sonst einen schönen Flecken Erde hin träumen und es ging mir bald wieder gut. Und dann hallt dieses Buch auch noch länger in mir nach, da es mir eben gerade in einer schwierigen Situation eine gute Hilfe war. Dann erinnert mich auch z.B. das Cover oder ein Satz, ein Name etc. an das Buch.

    Aber auch Bücher mit einem ernsten oder tiefergehenden Inhalt welches mich berührt, weil es z.B. gerade ein aktuelles Thema ist kann ein sehr gutes Buch sein. Da kommt es aber dann sehr auf den Schreibstil an. Wenn es langfädige Sätze sind und immer vom gleichen gesprochen wird und wenn man nach zwei Sätzen schon nicht mehr weiss was vorher geschrieben war und alles nochmals lesen muss, dann ist es für mich kein gutes Buch, sondern einfach nur ein Krampf. Auch dieses Buch hallt noch lange in mir nach, aber dann nicht im positiven Sinn aber auch da erinnert mich z.B. ein Cover oder ein Name oder so an das Buch. Ist es deshalb auch ein gutes Buch?

    Ja Deine Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Jeder empfindet wohl anders. Ich bin auch auf die anderen Antworten sehr gespannt.

     

      Schoma

      Bernerin

      Ein gutes Buch ist für mich Faszination und Sog. Es gibt Bücher, die sind so toll geschrieben, dass ich sie gar nicht zur Seite legen kann. Das bringt mir dann oft tiefe Schatten unter den Augen ein, aber dennoch lese ich am nächsten Abend (weil ich ja tagsüber arbeite und nicht lesen kann) wieder bis tief in die Nacht weiter oder lese es in einem Rutsch in einer Nacht zu Ende. Soweit so gut, aber ein richtig gutes Buch geht mir im Nachhinein nicht aus dem Kopf. Es ist gar schon passiert, dass ich ein neues Buch begann und dann immer verwundert war, weshalb der Ort auf einmal ganz woanders liegt, weil ich die Handlung des aktuellen Buches mit dem “gutem” vermische und durcheinander bringe. D.h. ich bin immer noch in der Geschichte. Ein gutes Buch ist bei mir auch mit Wehmut und Abschiedsschmerz verbunden, da mir die Charaktere ans Herz gewachsen sind etc. und ich mich täglich auf “meine Freunde” freute und wissen wollte, wie es ihnen weiter ergeht.

      Teilweise bleiben mir Sätze hängen, die ich nie mehr vergesse und die schlussendlich immer noch zitieren kann. eingie schreibe ich auch auf, einfach weil sie so schön sind und ich ich sie für immer bewahren will.

      Aber liebe Bernerin Du hast recht, es kommt auch auf die Stimmung an, in der man Buch xy gelesen hat. So konnte ich in den schlimmsten Momenten meines Lebens an Orte flüchten, die mir sicherer erschienen, auch wenn sie nur sich nur in meinem Kopf als Orte kontextualisieren.

      Und auch Deine Ansicht liebe Schoma, dass ein gutes Buch einen Nachklang hat, kann ich nur bestätigen.

      Natürlich kommt es auch immer auf die eigenen Interessen und Vorlieben an, denn ein Buch, welches ich über alles liebe, muss eine andere Person nicht mögen.Es kann vorkommen, dass mir jemand von einem Buch vorschwärmt und ich dieses dann lese und die Begeisterung überhsuot nicht nachempfinden kann, weil mir vielleicht andere Themen oder ein andere Schreibstil wichtig sind.

        Schoma Das ist eine gute und gleichzeitig schwierige Frage. Ob ich ein Buch als gutes Buch empfinde hat auch etwas mit meinen Erwartungen zu tun. Ich habe beispielsweise die Erwartung an ein Sachbuch, dass ich etwas erfahre und lerne. Aus diesem Grund greife ich zu diesem Genre. Bei einem Roman bin ich offener denn ich entscheide mich auf Grund der Buchzusammenfassung, ob ich das Buch lese oder nicht. Doch auch hier habe ich Erwartungen … ich möchte überrascht werden; in die Geschichte abtauchen können, den Charakteren nahe sein usw.

        Ein Highlight ist für mich ein Buch in welchem ich mich “verlieren” kann - ich in einen “flow” komme.

          Hallo Bernerin Bolle ENIF Danke für Eure AW’s! Ja, es ist gar nicht so leicht, ein Buch zu ‘qualifizieren’ - weil ja auch nicht jeder Deckel auf jede Dose passt! - Und je nach Stimmung, Situation, Bedürfnis, Alter, Erwartung… kommt es so oder anders an - kann es passen - oder nicht - oder einmal passen und später nicht mehr..

          …und was der/die eine tolle findet, löscht dem Andern ab… auch das stimmt.

          Was K[r]ampf-Bücher anbelangt: manchmal mag ich diese GERADE wegen des K[r]ampfes. - Ich mag intelektuelle (Lese-)Herausforderungen durchaus! 🤓 - Diese Texte sind so etwas wie ‘Willisauer-Ringli’, die man bekanntlich ja auch lutscht… 😅, ausser, man will eine Zahnarzt-Rechnung riskieren…

          Ebenso find ich den Hinweis bedenkenswert, dass Nachklang nicht immer positiv ist/sein muss. Ja, es gibt auch Bücher, die einem haften bleiben, weil man sie nicht gut fand oder weil sie sonst welche Abdrücke hinter liessen.

          Was macht ein gutes Buch aus? - Ist effektiv nicht so einfach zu beantworten oder auf eine Formel hinunter zu schrauben!

          4 Tage später

          In meinen Augen gibt es selten gute oder nicht gute Bücher ( ausser Sachbücher ) , sondern eher in die Richtung ob mir ein Buch zusagt oder nicht .

          Das alles hängt dann mit dem eigenen Geschmack , den Erwartungen zusammen ..

          Ich las schon Bücher welche mir in der Hälfte langweilig wurden , andere las ich mit einem „ Naja“ zuende , während ich andere nicht mehr ablegen konnte und regelrecht verschlang . Solches fand ich ein echt tolles Buch , entgegen meiner guten Buchfreundin , welche es nicht so toll fand .

            Für mich gibt es da eine ganz einfache Antwort: ein “gutes” Buch ist dann ein “gutes” Buch, wenn es der/dem Leser/in gefallen hat. Davon nehme ich Sach- und Fachliteratur aus, denn diese Bücher müssen Antwort auf Fragestellungen geben.

            Wenn mir eine Kollegin/ein Kollege von einem super-mega-coolen Buch erzählt, dann frage ich sie/ihn immer, was hat dich daran fasziniert? Gibt es auch etwas, das dich gelangweilt hat? Vielleicht haben wir gleiche Interessen, dann könnte es auch für mich ein “gutes” Buch sein. Vielleicht aber auch nicht - er mag Fantasy, ich eher historische Romane oder Krimis. Dann ist denkbar, dass wir schon vor diesem Hintergrund eine unterschiedliche Meinung über das Buch haben.

            Zum Glück gibt es so viele Genres, so unterschiedliche Autorinnen und Autoren! So findet jede/jeder von uns ganz bestimmt immer wieder ein super-mega-cooles oder eben “gutes” Buch.😊

              Romanmaus + Arktis …ja, es ist wirklich gar nicht so einfach, eine ‘ultra-allgemeingültige’ Definition abzugeben… selbst bei Fachliteratur nicht unbedingt - auch wenn dort der Inhalt wissenschaftlich und nach allen Regeln der logischen Kunst aufbereitet wurde, kann es sein, dass der Schreibstil den Funken nicht zündet…

              Ich frage mich manchmal, auch als ich dieses Gespräch eröffnet habe, was es für Kriterien gibt - denn letztendlich werden Bücher ja auch zu ‘Bestsellern’, Longsellern’, kommen auf die ‘Shortlist’ und erhalten den Pulitzer-, Büchner- oder anderen Preis… und früher war der ‘RR-Segen’ das non-plus-ultra’….

              Da halte ich es mit Euch, dass es einfach bei einem ‘Andocken’ können ‘muss’, damit es für einen stimmig ist - und was ich gemerkt habe, dass ein gemeinsames Lesen beflügeln kann, so dass man vielleicht ein Buch, das man zur Seite gelegt hätte, zu Ende liest… und es vielleicht sogar noch gut findet….