Fanny Das Buchcover find ich mindestens für die ersten Seiten des Buches passend - es hat starke Kontraste, eine ‘digital nervöse’ Titelschrift die die Dynamik & Aufgeregtheit der Moderne, die dich in den Seiten des Buches erwarten könnte, signalisiert. Das Gesicht darauf ist zwar jung und allen symmetrischen Erwartungen nach schön, trotzdem wirkt es starr und inexpressiv als Widerspiegelung in einem digitalen Medium. Und das Dunkle, das Suizidale dass einen in den ersten Seiten des Buches trotz Sarkasmus und Zynismus konfrontiert, findet in dem grossen dunkelblauen Anteil auf dem cover seinen Platz.
Wie in dieser Beschreibung von mir finde ich dass Buchcovers einem Raum zur Projektion oder Nachdeutung geben soll, aber für mich persönlich regt es alleine eher selten zum Buchkauf. Wenn wir an einem anderen Beispiel denken, der Tetralogie von Elena Ferrante in der Europa Auflage, die hatte kitschige, “gender-konforme” covers mit denen ich mich im Zug fast geschämt hatte, als würde ich trashy romances lesen. Aber die covers empfand ich trotzdem als act of defiance, ein Buch der Komplexität von Frauenfreundschaften gewidmet, das durch diese extreme Schilderung fast schrill nach einem Platz im Kanon gesucht hat. Frauenfreundschaften, -wünsche und gesellschatfliche Lasten sollten sich ungeschämt im Zug blicken lassen 😉.
Das Buchcover Business ist wahrscheinlich auch im Wandel - in den ’50 - ’80er haben meine Grosseltern auch darauf geachtet, hardcover Bücher zu kaufen die meistens auch eine schöne, sagen wir mal “dezente” Erscheinung hatten. Sie waren in der Bibliothek zu sehen und diese Bibliothek sollten ihre Nachfolger erben und schätzen lernen. Heutzutage, durch die Erscheinung der wandering libraries auf unseren Ebook Readers, sind covers weniger als Tresor für nachfolgende Generationen gedacht, sondern erlauben sich mehr den Witz oder das Elan des Aktuellen zu unterstreichen. Die Angst, Generationen später könnten dies nicht mehr verstehen ist einfach grösstenteils verschwunden!
Was ich aber immer noch immens schätze ist die Wiedererkannbarkeit mancher Verlage. Da hab ich einen rumänischen Beispiel, den Anansi Verlag: sie haben eine besonders gute Auswahl an Weltliteratur, das nicht den aktuellen Bestsellern hinterherlæuft, sondern meines Empfinden nach, eindrücklichen Stimmen die Szene übergeben (Laszlo Krasznahorkai, Jose Peixoto usw.). Wenn ich in Rumänien im Bücherladen bin, dann haben ihre Bücher einen hohen Wiedererkennungswert und es passiert sehr selten dass ich dann nicht mit einem ihrer Titel die Buchhandlung verlasse 😁.