Hallo an alle. Bin auch wieder aufgetaucht aus der Lektüre. Nicht neu geboren, aber doch gut erfrischt.
Der vierte Teil enthielt, wie erhofft, wieder etwas leisere Töne - am Anfang zumindest. Der Moment auf der Klippe mit Jacky und Krüger, wie sie sich gegenseitig zuhören und ernst nehmen, ist rührend und für mich auch stimmig beschrieben. Der Sprung ins Wasser bringt für Krüger danach endlich die ersehnte Erlösung. In meinen Augen wird Pascal an diesem Punkt neu geboren. Er merkt, dass er immer noch schwimmen kann. Krüger ist gestorben. Auch diese Momente im Wasser sind schön gezeichnet.
Alles was im Anschluss folgt, wirkt wieder total übertrieben. Die Marihuanaplantage, der sogenannte Nazi als drogenhandelnder Filialleiter, der Hunne mit der Totengräberstimme, dann die Explosion, vor allem wie sie ausgelöst wurde, der fliegende Gaskocher, der Messerwurf und das hinterher segelnde brennende Feuerzeug. Wahnsinn. Wahrlich filmreif. Schliesslich noch der planlose Schuss der genau trifft. Hat mich zwar amüsiert, aber aus meiner Sicht war es wirklich nicht notwendig.
Krüger war ja bereits vorher gestorben; schon zu Geschichte geworden. Darum geht es vermutlich auch, um Geschichten. So werden Tote in Erinnerung gehalten. Und obwohl diese ausschweifenden Übertreibungen stellenweise naiv anmuten, zeigen sie vielleicht einfach, wie wichtig Geschichten fürs Leben sind. Ein Thema das ständig wiederkehrt: Die Geschichten in der Geschichte, die Geschichten, die sich die Zirkusleute erzählen, das erwähnte Zitat, dass auch in jeder Geschichte etwas von uns stecken muss.
Der Schluss dieses Teils, die Nachricht von Jacky auf der Rückseite des Fotos. Also die Sache mit dem Telefonanruf in 15 Jahren, die scheint für mich völlig abstrus. Die Mahnung, “nie wieder einen Sommer - nie wieder auch nur einen Tag” mehr zu verschwenden, hätten es doch auch getan.
Der Teil im Heute war ausgesprochen ruhig gehalten. Empfand ich zwar als angenehm, aber mir fehlte trotzdem ein gewisser Glanz, Energie, Lebensfreude, nach einer solchen gewaltigen Erlösung. Auch dass die Steinmetzin ausgerechnet Löwenfiguren an die Kinder verschenkt, irritierte mich. Löwen wurden ja permanent schlecht gemacht.
Ach und das Geheimnis von Krüger, erscheint mir im Nachhinein auch ein bisschen komisch. Das muss ich jetzt einfach noch los werden. Ein Junge mit solchen Verbrennungen war mit Sicherheit lange im Krankenhaus, das schreckliche Unglück konnte kaum unbemerkt bleiben in so einem kleinen Ort, zurück an der Schule hätten die Lehrer mit den Mitschülern doch reden müssen und ich kann mir nicht vorstellen, dass Kinder nach zwei drei Jahren vergessen woher ein Übername kommt. So, das musste ich jetzt sagen, weil ich ständig an eine Mitschülerin mit schlimmen Narben an den Armen denken musste, auch von Verbrennungen. Ich weiss nicht wie viel vom Autor selbst in diesen Geschichten steckt, ich hoffe sehr, nicht zuviel.
Insgesamt aber hatte ich Spass das Buch zu lesen, vor allem in dieser Runde. Schon interessant, wie es jeder ein wenig anders sah. Herzlichen Dank für den Austausch und einen schönen Sonntag.