Soeben habe ich mir die ‘Stöpsel’ aus den Ohren gezogen… und bin noch immer aufgewühlt und benommen.
Ich habe (danke @Bolle) von Ferdinand von Schirach ‘Terror’ angehört - eine ‘Film-Audio’. Wer’s nicht kennt: es geht um eine Entführung einer Lufthansa mit 164 Passagieren, die auf ein Stadion gestürzt werden soll, wo sich ~ 70′000 Menschen befinden. Ein Luftwaffenpilot entscheidet sich, die Maschine über einem Kartoffelfeld abzuschiessen und nimmt den Tod sämtlicher Passagiere in Kauf, um eine weit grössere mögliche Katastrophe im Stadion zu verhindern, nachdem es nicht möglich war, die Zivilmaschine abzudrängen oder weiteren Kontakt mit dem Cockpit aufzunehmen.
Als ZuhörerIn nimmt man an der Verhandlung teil, an den Befragungen von Zeugen (Luftwaffe und eine Angehörige) und den abschliessenden Plädoyers sowohl von Staatsanwaltschaft und Verteidigung. - Plötzlich wird man selbst zum ‘Schöffen’ - und hat darüber zu befinden, welcher der beiden Anträge (Anklage=Verurteilung, bzw. Verteidigung=Freispruch) nachgegeben werden soll… - Ein Dilemma - quasi die ‘Quadratur des Kreises’ - denn letztendlich ist es so: beim Urteil wird dasselbe Rechtsargument jedesmal in anderen Kontext gestellt - einmal pro Verurteilung und einmal pro Freilassung - egal, welcher Entscheid gefällt wird, bzw. für welchen man sich selbst entscheidet - es bleibt ein schales Gefühl von Unrecht - und das in jedem Fall…
Ich finde es lohnenswert, sich mit dieser Thematik auseinander zu setzen! - von Schirach zeigt, wie komplex sich ‘einfache Sachlagen’ entpuppen - dass manches am Schreibtisch klar sein kann - was in der Realität und auf dem Prüfstand sich plötzlich ganz anders zeigt…
Will hoffen, dass ich nie in ein solches Entscheidungsdilemma komme, indem ich zurück bleibe mit dem Gefühl, welche Wahl auch immer ich treffe, es wird immer die falsche sein…!!!