“Hell Followed with Us” war für mich eine düstere, mitreißende und stellenweise sehr unbequeme Lektüre – aber auch eine, die lange nachhallt. Ich war anfangs skeptisch, ob der Body-Horror-Anteil mir zu viel werden würde, da ich auf solche Dinge eher sensibel reagiere. Doch überraschenderweise konnte ich gut damit umgehen. Die ekligen, grafischen Szenen waren hart, ja – aber sie hatten Sinn. Sie wirkten nicht übertrieben oder auf Schock aus, sondern spiegelten das Grauen dieser Welt wider. Das hat für mich gut funktioniert. Im Mittelpunkt steht Benji, sechzehn Jahre alt, trans, auf der Flucht vor einer religiös-fanatischen Sekte, die ihn durch Biotechnologie in eine lebendige Waffe verwandelt hat. Die Welt liegt in Trümmern – ein Virus hat große Teile der Menschheit ausgelöscht, während die Überlebenden sich zwischen Gewalt, Angst und Kontrollverlust behaupten müssen. Benji findet Unterschlupf in einem queeren Jugendzentrum, das ihm zumindest kurzfristig ein Gefühl von Sicherheit gibt. Die Geschichte hat mich definitiv gecatcht – der düstere Ton, die religiöse Symbolik, die Mischung aus Horror, Hoffnung und Identitätsthemen war packend. Doch obwohl die Handlung stark war, konnte ich emotional keine richtige Verbindung zu den Figuren aufbauen. Gerade das hat mich ein bisschen traurig gestimmt, denn das Potenzial war da. Besonders Benji mochte ich am meisten, aber auch bei ihm blieb für mich eine gewisse Distanz. Ich konnte ihn nicht ganz greifen, seine Gedanken und Gefühle waren oft für mich eher beobachtbar als wirklich fühlbar. Noch schwieriger war es bei den Nebenfiguren – sie blieben mir zu blass, zu skizzenhaft. Ich hätte mir gewünscht, mehr über sie zu erfahren, um mit ihnen mitzufühlen. Was jedoch ganz klar spürbar war: das queere Zentrum als Safe Space. Auch wenn ich emotional nicht andocken konnte, war die Dynamik innerhalb der Gruppe gut eingefangen. Da ist eine tiefe Verbundenheit zwischen den Jugendlichen, ein gegenseitiges Aufeinander-Aufpassen – ein Teamgefühl, das trotz aller Härte Hoffnung spendet. Spannend fand ich auch die unmittelbare Erzählweise – das Buch wirft einen mitten ins Geschehen, erklärt nicht viel, zwingt einen, selbst herauszufinden, was los ist. Das funktioniert in weiten Teilen gut, weil es die Orientierungslosigkeit der Figuren widerspiegelt. Manches hätte für meinen Geschmack aber noch stärker ausgebaut werden können, vor allem die Welt an sich. Sie wirkte manchmal fast zu leer, nicht ganz greifbar – als gäbe es nur einige zentrale Orte und sonst nichts drumherum. Was mir dagegen sehr imponiert hat, war die Auseinandersetzung mit religiösem Trauma. Die Art, wie Benji mit dem aufgewachsenen Fanatismus ringt, war eindrucksvoll – und besonders die Verbindung zwischen religiösen Bildern und der körperlichen Veränderung durch Biotechnologie war eindringlich und originell. Ein mutiger, kraftvoller Zugang zu einem Thema, das selten so kompromisslos dargestellt wird. Fazit: Hell Followed with Us ist ein mutiges, verstörendes Werk über Trauma, Identität und queeres Überleben in einer zerschlagenen Welt. Auch wenn ich mit den Figuren keine emotionale Verbindung aufbauen konnte, hat mich die düstere, symbolträchtige Geschichte gepackt. Ein starker Beitrag zur queeren Horror-Literatur – roh, wütend, anders. Und definitiv nichts, das man schnell vergisst.