1983 wird ein Sanatorium in Akureyri das Zentrum einer Mordserie, mehrere Angestellte der Klinik werden ermordet. 2012 recherchiert Helgi Reykdal für seine Abschlussarbeit im Studium der Kriminalistik über die damalige Mordserie. Er sticht dabei mitten in ein Wespennest und schon bald geschieht ein Mord in der Gegenwart, der seinen Ursprung wohl in seinen Recherchen hat.
Trotz vieler Zeit und Perspektivwechseln hat es Ragnar Jonasson geschafft, die Geschichte nicht nur klar zu strukturieren, sondern auch übersichtlich zu halten. Es wird bei Kapitelbeginn nicht nur die zeitliche Einordnung, sondern auch die Figur, die gerade im Mittelpunkt steht, angegeben. Normalerweise mag ich so viele Perspektiven und Zeitwechsel nicht so gerne, da es oft schwer ist, den Überblick zu behalten. Den habe ich in „Frost“ nicht ein einziges Mal verloren, was ein klarer Pluspunkt ist für den Autor.
Dreißig Jahre liegen die Mordfälle in dem Tuberkulosesanatorium zurück. Mit dem Studenten Helgi, der recherchiert, um die Mordfälle in seiner Abschlussarbeit zu verwenden, weicht der Plot von dem Schema „Mord – Polizei – Aufklärung „ ab.
Hulda Hermannsdottir die in der vorangehenden Trilogie, die Hauptrolle innehat, bleibt in „Frost“ eine Nebenfigur. Hulda verabschiedet sich in diesem Teil in den Ruhestand. Wobei das Ende in der Besetzung bei der Kriminalpolizei Hoffnung auf einen nächsten Teil der Reihe macht.
Im Mittelpunkt in der Gegenwart steht der Student Helgi Reykdal, der mir sympathisch war. Denn Helgi ist ein Büchernarr und hat eine ganze Bibliothek zu Hause. Leider kristallisiert sich nach und nach heraus, dass Helgi Probleme hat. Er hat nämlich eine Frau, Bergpora , die seltsamerweise selten in die Handlung eingebunden wird. Ein Verdacht kam bei mir hoch, der mich Helgi in einem anderen Licht hat sehen lassen. Zum Schluss wandelt sich dieser Verdacht aber und der Autor hat mir wortwörtlich die lange Nase gezeigt. Damit ist dem Autor ein zusätzlicher Spannungsbogen gelungen!
Die Ereignisse in dem Sanatorium in den 80er Jahren werden schlüssig aufgelöst und mir hat die, ohne komplizierte Verwicklungen, einfach erzählte Geschichte sehr gefallen. Kurze Einspieler, die die damalige Seuche, die Tuberkulose, auch „weißer Tod“ genannt, zeigen, wie schrecklich diese Krankheit war. Mir gefallen Bücher mit Cold Cases grundsätzlich gut. Der Autor hat die ungelösten alte Fälle mit einem aktuellen Fall in der Gegenwart ergänzt. Einige Figuren agieren auch zeitübergreifend, mischen also 1983 und 2012 mit, was der Story Struktur gibt.