Murphy Shepherd, Band 1: Murphy „Murph” Shepherd wohnt auf einer kleinen Insel und kümmert sich um eine Kapelle. Er ist geheimnisvoll und begibt sich mit seinem Boot auf eine ganz besondere Reise, dabei rettet er eine verletzte Frau namens Summer aus dem Wasser. Sie sucht verzweifelt ihre Tochter Angel, die er zufälligerweise auf seiner Insel kennengelernt hat. Er will Summer helfen, Angel zu finden…
Erster Eindruck: Das Cover mit der Naturkulisse wirkt aufgrund seiner Farbwahl ein bisschen geheimnisvoll.
Für mich war es das zweite Buch des Autors (nach „Die Schleusen des Himmels“). Der Vorspann war sehr lange und ich habe mich beinahe mit jeder Seite mehr gefragt, was das soll – alles ziemlich undurchsichtig: ein Boot, mehrere Leichen, verängstigte Mädchen. Wer sind all diese Leute? Die Beziehung zu „Fingers“ muss sehr intensiv gewesen sein. Die Erklärung zu dem Spitznamen „Fingers“ fand ich interessant: er hat mithilfe seiner Finger Zahlen kommuniziert, die auf Psalmtexte hinwiesen. Fingers will, dass „ihr“ vergeben wird. Wer ist sie? Warum soll er ihr vergeben? Offenbar geht es um Marie – wer war sie?
„Die Stille und Abwesenheit seiner Stimme waren ohrenbetäubend.“
Der Autor hat es mit diesem Buch schnell geschafft, dass ich mir sehr viele Fragen gestellt habe. Ich habe zudem rasch gemerkt, dass dies eine Geschichte war, an der ich dranbleiben musste – ich konnte nicht nur 3 – 4 Seiten lesen und dann Pause machen. Es fällt mir schwer, hier etwas über das Buch zu schreiben, aber dennoch nicht zu viel zu verraten. Murph kommt unverhofft zu Wegbegleitern: zuerst ein Hund, dann Summer, es gesellen sich Clay und Ellie dazu. Wie viele wird unser Schäfer noch aufnehmen? Es wird gefährlich – ich habe die Szenen wie einen Film vor meinem inneren Auge ablaufen sehen. Murph hat sich im Laufe der Jahre viele Namen auf den Rücken tätowieren lassen. Jeder Name steht für eine eigene Geschichte. Wow! Da lief es mir kalt den Rücken runter! Es gab so viele Absätze, die mich mehr als einmal leer schlucken liessen, wie z.B.:
- „Weil die Bedürfnisse des einen wichtiger sind als die der neunundneunzig anderen.“
- „Wenn ich einmal verloren gehe, wirst du mich dann suchen?“ „Immer.“
- „Wir lieben nicht, weil man uns zurückliebt. Wir lieben, weil wir es können. Weil das der Grund ist, wieso es uns gibt.“
Nach und nach erfährt der Leser mehr über Murphs Anfängen als Sonderermittler. Er ist dem Tod nicht nur einmal von der Schippe gesprungen. Auch von seinen Wegbegleitern erfährt man viel Bewegendes. Mit jeder Seite fragte ich mich, was denn nun noch kommen könnte. Und immer wieder hat mich der Autor überrascht. Was ist Fiktion? Was ist echt? Eine unwahrscheinlich intensive Lektüre, die mich ein bisschen atemlos und mit vielen Fragen und Gedanken zurücklässt. Ich freue mich, dass dieser Band nur der Beginn einer Reihe ist und hoffe, dass die deutschen Übersetzungen nicht allzu lange auf sich warten lassen. Meine absolute Leseempfehlung! Doch nun benötige ich wieder leichtere Lektüre.