Mich interessiert schon lange die Frage, wie Bewegung literarisch dargestellt wird. Wie gelangt eine Figur von A nach B, wie finden Figuren zueinander oder wie geht die existenzielle Veränderung einer Figur vosnstatten? Marion Brasch erzählt in “Lieber woanders”, wie Toni und Alex einander begegnen. Sie haben unterschiedliche Lebensgeschichten. Innerhalb von nur 24 Stunden kreuzen sich ihre Wege kreuzen sich ihre Wege zweimal. Brasch führt die beiden Lebensspuren geschickt zusammen, im Spannungsfeld von Schicksal und Zufall.
Das Erzählverfahren ist nicht besonders innovativ. Die Erzählstimme pendelt zwischen Tonis und Alex’ Leben hin und her. Den Schreibstil fand ich etwas anstrengend; es sind 160 Seiten in vielen kurzen Hauptsätzen, die auf die Dauer monoton und daher ermüdend wirken.
Trotzdem habe ich den Roman nicht ungern gelesen. Die philosophische Fragestellung hat mich interessiert. Aber ich finde auch spannend, wie Brasch die Schuldfrage, die sie ihren fiktiven Familienroman “Ab jetzt ist Ruhe” durchzieht, in “Lieber woanders” wieder aufgreift. Ich habe den Eindruck, dass es einen roten Faden zwischen beiden Büchern gibt und dass die Familiengeschichte, insbesondere die politische Rolle von Braschs Vater in der ehemaligen DDR, die Autorin weiterhin beschäftigt.