Alex Cohen, ein junger Jude, von seiner orthodoxen Mutter in den USA streng behütet aufgezogen, muss als Schuhdesigner in der Schuhfabrik seines überaus übergriffigen Vaters in China seinen Weg finden. Spencer Wise stürzt seine Leser mit einer kraftvollen Sprache, die stark vom Jiddischen geprägt ist, ins eiskalte Wasser des Geschehens. Das China der Billigproduktion zeigt seine menschenverachtende Seiten und Wise erspart uns keine Details, um uns mit den Lebens- und Arbeitsbedingungen zu konfrontieren.
In dieser grauenhaften Umwelt versucht der junge Alex, sich gegen seinen Vater zu behaupten, der nur aufgrund der politischen Situation wie ein Kolonialherr über seine Arbeiter herrschen kann und der um die Schwächen und Naivität seines Sohns genau weiss. Dennoch will er ihn als seinen Nachfolger in sein Lebenswerk quasi hineindrücken. Die Beziehung zwischen Vater und Sohn oszilliert zwischen Demütigung, Stolz, Unverständnis, Liebe und Übergriffigkeit.
Durch Ivy, eine Arbeiterin in der Fabrik, beginnt Alex, mehr vom Leben in China zu begreifen, von den menschlichen Strudeln unter der Oberfläche, die von den allgegenwärtigen Behördens straff geglättet und kontrolliert wird. Er ahnt, dass es zu Auständen kommen muss. Er gegen seinen Vater. Die chinesischen Arbeiter gegen das Regime.
Da das Buch allein aus der Sichtweise von Alex geschrieben ist, wirkt dies sehr lebendig, gleichzeitig jedoch auch anstrengend.
“Im Reich der Schuhe” ist eine anspruchsvolle Lektüre und fordert seine Leserschaft. Wer dies nicht scheut, wird reich belohnt mit Einblicken in jüdisches Wesen, menschliche Tiefen und die Schattenseiten der Globalisierung, wie sie heute gelebt wird.