Im englischen Bereich wurde das Buch sehr gelobt. Auch das Cover hat mich sehr interessiert. Als jedoch die Ankündigung kam, dass das Buch Mitte Mai auch im deutschen erscheinen wird, hat mich das Cover doch ein wenig enttäuscht. Aber die Geschichte hat mich dennoch interessiert. Ein Mädchen, an das sich niemand mehr erinnern kann… Doch warum? Ich hatte das Glück, dass ich an einer Leserunde teilnehmen durfte und freute mich ungemein. Und ich wurde nicht enttäuscht.
Adeline, oder Addie, LaRue ist ein einfaches Mädchen aus einem kleinen Dorf in Frankreich. Alles was sie will, ist frei zu sein. Sie will sich an niemandem binden, sie will die Welt sehen, eine eigene Meinung haben. Aber im 17. Jahrhundert ist das nicht üblich. Sie muss heiraten und darf ihr zu Hause nicht verlassen. Gefangen im goldenen Käfig. Aus Panik läuft sie weg und betet zu jedem Gott, der ihr einfällt. Sogar zu jenen, die sie lieber nicht erhören sollten. Doch einer tut es. Er bietet ihr einen Ausweg an. Aus Verzweiflung willigt sie ein, ohne an die Konsequenzen ihrer Worte zu denken. Und dann kam der Morgen danach: sie kann weder Spuren setzen, noch kann sich jemand an sie erinnern. Addie wurde zum Geist. Dazu verdammt frei durch die Welt zu reisen, ohne sich verewigen zu können. Ohne etwas festhalten zu können. Eine Reise durch die Zeit beginnt und Addie lernt, das beste aus ihrer Situation zu machen. Bis sie 2014 in New York ist und auf Henry trifft. Er kann sich nämlich an sie erinnern. Was hat das nur zu bedeuten?
Diese Geschichte hat mich umgehauen. Der Schreibstiel ist einfach nur poetisch und künstlerisch. Es passt zum Buch, denn es hat sehr viel mit Kunst zu tun. Egal in welchem Jahrhundert wir uns befinden, für Addie ist Kunst das einzige, warum sie so zu sagen weitermacht und nicht aufgibt.
Die Autorin konnte in jeder Epoche so viele Emotionen und Gefühle zum Ausdruck bringen, dass ich oft einfach nur Gänsehaut hatte. Alles wurde so realistisch beschrieben. Keine Situation wurde verharmlost, sondern die pure Wahrheit beschrieben. Das Leben einer junger Frau im 17. Jahrhundert, allein, ist alles andere als einfach. Und das machte es so speziell. Wir begleiten Addie durch die ganzen Epochen, erleben mit ihr ihr Abenteuer. Wie sie die Welt bereiste, wie sie versucht Spuren zu setzen, wie sie versucht zu überleben, wie sie die Dunkelheit verflucht… Ich konnte jeder ihrer Gedanken nachvollziehen, fühlte mit ihr. Sie ist so ein unglaublich starker Charakter, ich wüsste nicht, ob ich es auch gepackt hätte.
Dann lernt sie Henry kennen und alles verändert sich. Die Art und Weise, wie deren beiden Schicksale miteinander verknüpft ist, ist wunderschön beschrieben. Es hat auch seine Höhen und Tiefen, aber es ich echt. Real. Und auch Henry hat seine Geheimnisse, mit denen ich nicht wirklich damit gerechnet hätte. Man erfährt Stück für Stück, wie es dazu gekommen ist, aber so richtig darauf gefasst war ich nicht. Ich mochte Henry, er arbeitet schliesslich in einem Buchladen und hat eine Katze mit dem passenden Namen.
Und dann ist da noch die Dunkelheit. Speziell, mystisch, dunkel, unverfroren und dennoch sympathisch auf seine Art. Genau das hat mich am meisten fasziniert. Zuerst wusste ich nicht, was ich davon halten soll. Doch je mehr wir Addie und die Dunkelheit kennenlernen, desto mehr habe ich die beiden ins Herz geschlossen. Es verbindet sie viel, und dennoch nichts. Eine wirklich einzigartige Verbindung.
Das Setting hat auch zu der Geschichte gepasst. Ob Frankreich, Italien, Amerika… die Autorin konnte viele Aspekte aus den letzten Jahrhunderten mit einbeziehen, die mir wirklich sehr gefallen haben. Ein netter Nebeneffekt so zu sagen.
Alles in allem: das Buch ist einfach nur wunderschön. Es passiert viel, aber auf einer ganz ruhigen Art und Weise. Es war weder zäh, noch zu übereilt. Die Autorin hat es geschafft, eine wunderschöne Welt zu kreieren mit so vielen Emotionen, die man auch nachvollziehen konnte. Geschichten über einige Jahrhunderte verteilt, vermischt mit der heutigen Zeit. Ein Buch zum eintauchen und mitfiebern. Ein absolutes Highlight! Dieses Buch muss man einfach gelesen haben. Mich hat es jedenfalls verzaubert und mitgenommen. Es wird auf jeden Fall ein Ehrenplatz in meinem Bücherregal bekommen.