Unsere Hauptfigur ist Caden. Ein, wie er denkt, ganz normaler Junge, der versucht seinen Alltag mit irrationalen Zwangsgedanken zu ordnen. Was anfangs auch gut funktioniert, bricht irgendwann.
Caden geht eines Tages, wie jeden normalen Tag, zur Schule. Auf den Fluren des Gebäudes trifft er auf vielerlei Menschen, nur einer kommt ihm sehr suspekt vor. Nach einem raschen Blick austausch hat Caden das Gefühl, dieser Junge ist ihn nicht wohl gestimmt und behauptet sogar, er würde planen ihn umzubringen. Als er die Situation seinem Vater erklärt, versucht er erstmal ruhig auf ihn einzureden, ihn aufzuzeigen wie irrational der Gedanke doch gefasst wurde, was Caden jedoch nur darin bestärkt, seine Probleme für sich zu behalten.
Und das tut er zukünftig. Er tat es, als er darüber log, er wäre dem Laufteam seiner Schule beigetreten, nur um stundenlang durch die Strassen laufen zu dürfen, ohne, dass jemand Fragen stellte. Er tat es, als er den riesigen Wurm im Inneren der Frau sah, der versuchte die unschuldige Person von innen aufzuessen. Und er tat es, nachdem er sich auf dem Schiff befand, eine Art Parallelwelt, in die er sich hinein träumt während des Tages.
So lebte er vor sich hin. Bis seine Eltern doch noch Wind davon bekamen und ihn in eine geschlossene Klinik schickten. Die Diagnose: Schizophrenie. Die Psychiatrie verspricht Hilfestellung.
Mir persönlich hat das Buch sehr gefallen. Ich weiss nicht, ob es daran lag, dass ich selbst meine Erfahrungen mit Zwangsgedanken gemacht habe, oder ob ich die Gedankengänge unserer Hauptfigur einfach als sehr spannend empfand. Jedenfalls kann ich behaupten, dass sich Neal Shusterman gut mit der Materie auseinander gesetzt hat. Gerade als unser junger Caden in die Anstalt eingewiesen wird und wir die verschiedenen Charaktere kennen lernen, die jeweils ihr eigenes Päckchen zu tragen haben, erfahren wir viel über die Krankheit selbst. Die verschiedenen Arten einer Schizophrenie, deren Symptome, Auswirkungen und was es mit einer Person machen kann.
Der Schreibstil an sich hat mir ebenfalls sehr gefallen. Es lässt sich flüssig lesen und hält den Leser so gefesselt, dass man keine Seite ein zweites Mal lesen muss, weil man mit den Gedanken woanders war. Der Fluss der Geschichte war geschmeidig erzählt. Wobei man nicht sagen kann, dass er linear verläuft, dafür gibt die Geschichte auch keine gute Vorlage. Anfangs war es eine kleine Umstellung zwischen den beiden Szenarien, nämlich dem Schiff und der realen Welt, zu wechseln, doch auch da kommt man recht schnell in den Lesefluss und gewöhnt sich an die schnellen, sich wechselnden Kapiteln.
Alles in allem habe ich „Kompass ohne Norden“ verschlungen und würde es mit Freuden weiterempfehlen. Ein wahres Kunstwerk der Gedankenspiele.