Vorneweg: das Cover täuscht - das Buch ist hart, man merkt es nur erst hinterher, oder wenn man schon mittendrin ist. Mrs. Bridge ist fabelhaft, genau wie der Rest ihrer fabelhaften Familie (der Mann ist Anwalt, die drei Kinder sind auch wohlgeraten). Sie führt eine Ehe, wie sie in den 50er Jahren wohl üblich war, kümmert sich hingebungsvoll um Haushalt und Familie. Mrs. Bridge versucht sogar, sich selbst Freiraum zu schaffen, aber sie weiss gar nicht, dass sie es versucht. Darin liegt die Stärke des Buches: Wir sehen knallhart, was da eigentlich passiert, lesen aber zeitgleich die Persoektive der Mrs. Bridge, die glücklich ist, oder glaubt, glücklich zu sein, die sich manchmal wundert, dass es das schon war, mit dem Leben, aber freilich ohne zu werten, die keine Ahnung hat von ihren eigenen Bedürfnissen, Mrs. Bridge, die funktioniert wie ein Schweizer Uhrwerk.
Wer am Frauenbild der 50-er Jahre interessiert ist: voilà. Ein krasses Sittenbild, dazu noch sehr gut geschrieben. Aber wie gesagt: lasst euch nicht vom Cover täuschen! Mir ist das Buch sehr sehr lange nachgegangen.