Das Worldbuilding ist gut durchdacht. Sowohl Religion, Ethnie, Geschlechterrollen, soziale Klasse und Reichtumsverteilung ist gut umgesetzt. Ebenso hat das Magiesystem mich überzeugt. Magier coden ihre Zauber wie beim Programmieren und die Energie für die Wirkung des Zaubers wird aus einer anderen Welt gezogen. Magie hat aufgrund dieser Energiequelle einen religiösen Aspekt.
Bei den Protagonisten war ich hingegen zwiegespalten: Sciona, die erste weibliche Hochmagierin, ist mir in ihrem Egotrip oft auf die Nerven gegangen. Sie verhält sich eher wie eine 17-Jährige als jemand Ende 20. Wie sie ihren Assistenten Thomel klar als ihr unterlegen ansieht, weil er einer anderen Ethnie angehört, hat für mich die feine Romanze zwischen den beiden von Anfang an zerstört. Ich hätte gut auf die Romanze verzichten können. Es wäre völlig in Ordnung gewesen, eine Freundschaft oder Kameradschaft unter Arbeitskollegen zu sehen.
Thomel hingegen fand ich grosse klasse. Er ist ein unterdrückter Immigrant, der versucht über die Runden zu kommen, und er stellt die richtigen Fragen im richtigen Moment. Sciona stiehlt Thomel andauernd seine Entdeckungen und gibt sie als ihre aus, während sie sich darüber beschwert, dass ihre männlichen Kollegen dasselbe bei Frauen tun.
Der Plot war gut und die Charaktere glaubwürdig. Das ist eines der besten Bücher, die ich in den letzten Jahren gelesen habe. Obwohl die Sozialkritik einem oft offensichtlich vorgeführt und von den Charakteren noch ausführlich zerredet wurde, habe ich das Buch genossen. Subtilität gehört aber nicht zu den Stärken des Buches. Deshalb hat es sich trotz der ernsten Themen und der Komplexität teilweise wie ein Jugendbuch angefühlt.