Harris gelingt es im Roman, die Machtkämpfe und Intrigen innerhalb des Vatikans meisterhaft darzustellen, ohne die spirituelle Dimension des Konklaves aus den Augen zu verlieren. Der Kontrast zwischen persönlichen Schwächen und dem Streben nach göttlicher Führung wird besonders in der Figur von Kardinal Lomeli (Film Lawrence) greifbar. Die Enthüllung von Benídez’ wahrem Geschlecht bietet einen überraschenden Höhepunkt, der moralische und theologische Fragen aufwirft.
Der Film hingegen setzt andere Schwerpunkte: Er wirkt stärker auf ein säkulares Publikum zugeschnitten und weicht in seiner Botschaft teilweise vom Roman ab. Während Harris’ Buch die Kirche in ihrer komplexen Menschlichkeit darstellt, neigt der Film dazu, eine säkulare Zuschauerschaft mit Klischees zu bedienen.
Konklave ist im Roman ein intelligenter und vielschichtiger Thriller, der sich mit Macht, Glauben und menschlicher Schwäche auseinandersetzt. Der Film interpretiert diese Themen neu und legt mehr Gewicht auf zeitgenössische Klischees. Beide Werke sind sehenswert, aber der Roman bietet die tiefere Reflexion über die Herausforderungen und Widersprüche der katholischen Kirche in einer modernen Welt.