Quicksilver stand schon lange auf meiner Wunschliste und ich hatte eigentlich ganz fest damit gerechnet, dass es für mich im 2025 ein Jahreshighlight werden könnte. Und obwohl ich das Buch meistens ganz in Ordnung fand, hat für die Sensation einfach zu viel gefehlt.
Besonders der Einstieg fiel mir (sehr lange) schwer. Ich habe zwar gerne gelesen, aber gepackt hat es mich einfach nicht. Sehr lange Zeit habe ich regelrecht darauf gewartet, dass die Spannung doch endlich steigen möge. Dies zeigt sich allein durch die Tatsache, dass meine allererste Notiz zu dem Buch erst von Seite 541 stammt!!! Alles, was zuvor kam, war zwar nice to know, aber doch eher belanglos.
Worldbuilding wurde zwar gemacht und ich glaube, dass ich die Welt wirklich auch ganz gut finden würde, ich habe aber leider einfach zu wenig davon mitgekriegt. Man erfährt ein bisschen etwas über die verschiedenen Völker, Länder und Welten und wie gut oder weniger gut diese zueinander stehen, man lernt kurz und knapp etwas über das Magiesystem, wobei auch das eher lückenhaft erscheint und man weiss genau Bescheid über das Wetter. Alles wird zwar angeschnitten, dann aber irgendwie wieder beiseite geschoben und weiter gehts.
Ähnlich verhält es sich mit den Charakteren. Die Nebencharaktere sind oke, Carrion zum Beispiel mochte ich ganz gerne. Ich fand ihn witzig und äusserst amüsant, obwohl auch hier bis kurz vor Schluss nicht klar ist, was genau er in der Geschichte eigentlich zu suchen hatte. Es gibt noch ein oder zwei andere Figuren, die ich interessant fand und von denen ich gerne mehr erfahren hätte. Ich hoffe auf mehr Hintergrundinformation zu den Charakteren im nächsten Band, was diesen betrifft ist es aber leider ein weiterer Minuspunkt.
Was unsere Protagonisten angeht, so bin ich bis Heute unentschlossen, ob die beiden mir gefallen haben oder nicht. Beide, sowohl Saeris wie auch Kingfisher, wirkten für mich sehr konturlos. Ihre Charakterzüge sind nicht stimmig ausgereift und oft widersprechen sie sich irgendwie auch selbst, was dazu führt, dass die Figuren an Tiefe verlieren und wenig greifbar und blass erscheinen. Denn Ecken und Kanten sind zwar toll, aber die Ecken sollten schon auch zu den Kanten passen, ansonsten wird es für mich unglaubwürdig. Gleichzeitig gab es aber auch immer wieder Momente, in denen ich beide Charaktere richtig cool fand und dachte, dass es vielleicht doch noch etwas werden könnte. Diese zwei Figuren haben in mir schon ein kleines Gefühlschaos ausgelöst, und zwar jede für sich, aber auch beide zusammen. Denn obwohl ihre Gefühle gut beschrieben werden, waren sie oft nicht nachvollziehbar. Warum zum Beispiel sollte Saeris Kingfisher zu Beginn so abgrundtief verabscheuen? Alles, was sie von ihm weiss, ist, dass er ein Fremder ist der ihr das Leben gerettet hat. Ihr Hass macht für mich hier tatsächlich nur wenig Sinn. Was noch weniger Sinn ergab, war die Art und Weise, wie sich die Gefühle verändert haben. Sehr abrupt und auch völlig grundlos. Die zwei sind nicht plötzlich freundlich zueinander und tauschen Nettigkeiten aus. Sie hassen sich genauso wie zuvor, nur dass sie auf einmal realisieren, wie attraktiv sie sich auf physischer Ebene finden. Später in der Story kommt dies bezüglich zwar noch etwas Licht ins Dunkel, aber toll umgesetzt wars trotzdem nicht.
Und apropos tolle Umsetzung: Ja schon klar, wir Romantasy-Girlies liiieben Seelengefährten und Schicksalsverbindungen und all das kitschige Zeug. Das ist ja der Hauptgrund, warum wir solche Geschichten überhaupt lesen wollen. Aber ist ein bisschen Originalität und Einfallsreichtum zu viel verlangt? Mir erschien es beinahe so, als hätte sich die Autorin gedacht, sie müsse das Wort “Seelenverbindung” nur erwähnen und das alleine würde bereits ausreichen, um der Liebesgeschichte ihrer Hauptfiguren den nötigen Tiefsinn zu verleihen. Nun ja, es reicht nicht. Und da es an jeder Ecke nicht gereicht hat, erhält Quicksilver von mir bloss drei Sterne, obwohl mir trotz gedehnter Kritik vieles auch gefallen hat.