Der erste Fall fรผr Alexa Jahn im Alpenvorland hat es zunรคchst in sich: der Oberkรถrper einer Frauenleiche wird malerisch in einer Felswand inszeniert, der andere Teil im Mรผllsack in einem See in รsterreich gefunden, dazu ein Fuร in einem Kรผhlschrank einer noblen Villa drapiert. Ein grenzรผberschreitender Fall, der an die Fernsehserie โDer Passโ erinnert. Dort auch eine junge akribische Ermittlerin auf deutscher Seite und ein abgeklรคrter โlonley wolfโ aus dem Nachbarland. Hier jedoch ist der รถsterreichische Kommissar ein desillusionierter sympathischer Feingeist, der lieber seinem Instinkt vertraut als den harten Fakten und es mit der alltรคglichen Polizeiarbeit nicht mehr so genau nimmt. Das alles kรถnnte der Stoff zu einem spannenden Krimi sein, zumal die Autorin Anna Schneider es bei der Prรคsentation der Leiche nicht an einer gewissen Brutalitรคt fehlen lรคsst, gleichsam wie der groรe Meister des Faches, Arne Dahl, der, wie Schneider, auch den Tรคter zwischendurch zu Wort kommen lรคsst.
Der Kreis der Protagonisten bleibt angenehm รผberschaubar, die Autorin versteht es auch, den Spannungsbogen zu halten - aber ein Krimi, der mir schlaflose Nรคchste raubt war es dann doch nicht.
Die Brutalitรคt, mit der die Leiche prรคsentiert wird, passt nicht zu Ton und Duktus des Romans, da ist er zu wenig โhardboildโ. Manche Dialoge sind doch arg konstruiert und gestelzt formuliert, die Personen bleiben, bis auf den wirklich gut dargestellten รถsterreichischen Kommissar, ein wenig blass. Man wird hier und da und dort gekonnt auf falsche Fรคhrten gelockt, aber Motiv und Mรถrder lassen die Frage offen, warum die Leiche letztendlich so brutal inszeniert wurde. In einer Krimi-Rezension darf man ja nichts verraten, aber der Schluss ist dann doch sehr kitschig und an den Haaren herbeigezogen. โNein, bitte nicht das auch noch!โ rief ich zu mir, aber da war es schon geschehen. Was die Autorin da geritten hat, weiร ich nicht, aber ich frage mich, warum man einem passablen Krimi nicht ein wรผrdiges Ende gรถnnen kann.