Sophie Hungers Romandebüt ist ein Buch zum immer wieder Lesen, zum laut Vorlesen, zum Nachspüren, zum Eintauchen und Verweilen. Lektüre für ruhige Stunden, Lektüre zum drüber Nachdenken, für Träumer und Liebhaber*innen von Musik und Sprache.
Als Ich-Erzählerin nimmt sie uns mit in die Gedanken und Gefühlswelt ihrer teils autofiktional geprägten Hauptfigur. In das Leben eines Mädchens, einer Heranwachsenden, einer jungen Frau, die sich erst finden muss und dies zuallererst über Töne schafft. Eine Erzählerin, die linear verlaufenden Geschichten nichts abzugewinnen vermag und deren eigene Erzählung daher zyklisch bzw. in einem Kreis verläuft und die dazwischen immer wieder vor- und zurückspringt. Hunger spielt mit den Worten, ihrer Länge, reiht sie aneinander, stellt sie in ungewöhnlichen Kombinationen einander gegenüber, sorgt gezielt für Rhythmik und allein deswegen sollten die Kapitel laut vorgelesen werden. Die Kapitel selbst sind unterschiedlich aber allgemein nicht allzu lang, enden in der Regel mit einem Auszug aus einer Recherchearbeit über das Leben der Walserinnen und teils auch mit aus einem Notizblock gerissenen Skizzen. Darauf ist überwiegend ein stilisierter Frauenkörper zu sehen, einmal jedoch auch eine Art Artefakt. Die Kapitelüberschriften verweisen möglicherweise auf Songtexte Sophie Hungers.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass Menschen mit mehr Ahnung von Literatur aber gerade auch vom musikalischen Schaffen Sophie Hungers hier erheblich mehr und Spannendes aus der Lektüre von «Walzer für Niemand» herauszulesen vermögen. Doch auch für mich war der Roman an sich eine Entdeckung, die mir enorm viel Spass bereitet hat und die ich sicher immer wieder in die Hand nehmen und mir laut vorlesen werde.