Ewald Arenz entführt uns in seinem Roman Zwei Leben in eine Welt, die gleichermaßen von Sehnsucht und Schicksal geprägt ist. Im Mittelpunkt stehen Roberta und Gertrud, zwei Frauen, die im ländlichen Deutschland der 1970er Jahre ihren Platz im Leben suchen. Doch der Titel des Buches “Zwei Leben” ist weit mehr als nur eine Andeutung auf die zentralen Charaktere. Arenz lässt uns eintauchen in eine Erzählung, die von Dualitäten durchzogen ist: Leben und Verlust, Traum und Realität, Hoffnung und Resignation.
Ein besonders berührender Aspekt des Romans ist die symbolische Gegenüberstellung von Leben und Verlust. Diese Parallelität, die Arenz kunstvoll herausarbeitet, zeigt die Fragilität des Lebens und die tiefen emotionalen Abgründe, mit denen die Figuren konfrontiert werden. Der Leser wird unweigerlich eingeladen, über die Entscheidungen nachzudenken, die das Leben formen.
Auch die inneren Konflikte und Wendepunkte, die die Charaktere prägen, sind meisterhaft dargestellt. Die Protagonisten stehen an Kreuzungen in ihrem Leben, die sie dazu zwingen, über ihr bisheriges Dasein nachzudenken und neue Wege einzuschlagen. Arenz zeigt mit viel Feingefühl, wie diese Wendepunkte die Menschen formen und uns daran erinnern, dass wir alle ständig zwischen verschiedenen “Leben” navigieren.
Hinzu kommt die bildhafte Sprache, die den Roman zu einem besonderen Leseerlebnis macht. Arenz malt mit Worten und schafft Szenen, die sowohl die Schönheit als auch die Härte des Lebens einfangen. Besonders auffällig ist die Symbolik der Vögel, die sich wie ein roter Faden durch die Geschichte zieht. Die Vögel verkörpern Freiheit, Hoffnung und Sehnsucht – und erinnern uns daran, dass wir immer nach mehr streben, selbst wenn wir uns in einem Käfig der Umstände gefangen fühlen.
Die Lerche, die in der Geschichte eine besondere Rolle spielt, lässt sich dabei als Sinnbild für Wilhelm interpretieren. Ihr Gesang im Flug steht für eine ungebrochene Lebensfreude und Hoffnung, die Wilhelm trotz aller Konflikte in sich trägt. Es ist diese Fähigkeit, das Schöne im Leben zu sehen, die Wilhelm zu einer der stärksten und zugleich verletzlichsten Figuren macht.
Mit Zwei Leben schafft Ewald Arenz einen tiefgründigen Roman, der noch lange nach dem Lesen nachhallt. Es ist eine Geschichte über das, was war, und das, was sein könnte – und über die Kraft, inmitten von Verlust und Wandel ein neues Lied zu singen.