Die Idee, dass der Geldverleiher Shylock ein Pfund Fleisch bei nicht Zurückzahlen der Schulden am Stichtag statt der üblicher Zinsen nimmt, stammt nicht von Shakespeare, sondern aus Il Pecorone von Giovanni Fiorentino. Zu jener Zeit gab es keine offen lebenden Juden in England, so war für Shakespeare (und viele Engländer seiner Zeit) der Jude ein Fabelwesen, das man nur aus Geschichten kannte.
Das Stück ist fokussiert und unerbittlich, wir haben einen einfachen Handlungsverlauf, auf den die Geschichte unweigerlich hinausläuft und der den Leser und das Publikum fesselt: Wird Shylock wirklich darauf bedacht sein, seinen Schuldschein einzufordern?
Selbst der Herzog scheint bereit zu sein, vorauszusagen, dass Shylock am Ende nachgeben und das Geld einfach nehmen wird. Weitere faszinierende Themen sind die Liebe zum Geld und die Liebe an sich, sowohl in romantischer Hinsicht als auch in Form von Freundschaft. Während Antonio und Portia komplexe und durch und durch unterhaltsame Shakespeare-Charakterisierungen darstellen, stiehlt Shylock natürlich die Show.
Die Darstellung von Juden im Stück ist problematisch und muss unbedingt im historischen Kontext gelesen werden. Jedoch wird Shylocks Menschlichkeit in seinem bewegenden Monolog hervorgehoben. Seine Wut und sein Frust, der zum Schuldschein um das Pfund Fleisch geführt hat, entspringen seiner Menschlichkeit.