Ich bin hochgradig süchtig nach historischen Romanen, weil sie mir in einer angenehmen, unterhaltenden Weise die Vergangenheit erklären. Woher kommen all die Firmen und Institutionen, die heute noch so bedeutsam sind? Wer waren die Menschen dahinter?
“Anna Seilerin” ist wieder ein Juwel in diesem Genre. Das Inselspital ist jedem ein Begriff, aber wie ist es entstanden? Therese Bichsel gelingt es, in einer einfühlsamen, aber gar nicht kitschigen Sprache die Lebensgeschichte dieser ungewöhnlichen Frau nachzuerzählen. Eine starke Frau war sie, jawohl. Aber doch eingebunden in die Regeln ihrer Zeit. Sie hatte Glück, denn sie hatte einen Vater, der weltoffen war als reisender Kaufmann. Sie selbst kam zwar nie viel weiter als bis Baden, aber geistig war sie weitsichtig. Sie hatte ein Ziel und die Mittel, es umzusetzen. Das war ihr Lebenszweck. Und gut so - denn sonst würden wir heute nicht von ihrer Arbeit profitieren. Ihre Geschichte macht Mut und soll nicht vergessen werden. Jeder, die wie ich gerne solchen stillen Heldinnen nachspürt, kann ich dieses Zeitzeugnis empfehlen.