Rezension zu The Veiled Kingdom - Holly Renee
|Band 1| Carlsen | Erschienen am 30.01.2025| 1.5 Sterne
Nyra hat es geschafft: Endlich konnte sie ihrem beengenden Leben im Schloss entfliehen und somit auch ihrem Vater, dem König, entkommen. Allerdings hat die Prinzessin nicht damit gerechnet, direkt in die Fänge der Rebellen zu geraten. Gezwungenermassen schliesst sie sich der Truppe an, darum bemüht, ihre Herkunft geheim zu halten. Denn sollten die Rebellen erfahren, wer sie wirklich ist, kann dies schwerwiegende Folgen haben…
Handlungstechnisch starten wir nicht mit dem Entkommen der Prinzessin, sondern einige Monate später, nachdem sie sich bereits als Diebin über Wasser hält. Kurz darauf trifft sie auf die Rebellentruppe und das Ganze nimmt seinen Lauf. Die Geschichte geht flott voran, wodurch sich der erste Band sehr schnell lesen lässt. Allerdings bleibt alles sehr oberflächlich. Das Worldbuilding ist praktisch nicht vorhanden und man erfährt sehr wenig über die Vergangenheit des Königreiches. Die Grundmessage scheint zu sein: Böser König, mutige Rebellen. Für ein komplettes Eintauchen in eine neue Welt braucht es in meinen Augen jedoch weit mehr, als dieses bereits oft verwendete Narrativ.
Weiter fehlt es auch den Charakteren in insgesamt an Tiefe. Die Nebenfiguren wirken eher wie Statisten als Menschen aus Fleisch und Blut. Wir haben die Schwester des Love Interests und den besten Freund des Love Interests, aber mehr scheint hinter den Charakteren nicht zu stecken. Hier wurde definitiv viel Potenzial verschenkt, um die Geschichte weiter anzureichern. Unsere Protagonistin hat zwar etwas mehr Tiefe zu bieten, allerdings hatte ich nie wirklich einen Draht zu ihr. Ich habe ihre Motive nur teilweise verstanden und viel zu wenig über ihr Leben im Palast erfahren, um mir eine Meinung bilden zu können.
Am schwierigsten fand ich allerdings die Liebesgeschichte zwischen Nyra und ihrem Love Interest. Dieser behandelt sie nicht nur von Anfang an sehr anmassend und von oben herab, er wertet ihre fehlende Kampferfahrung (und dadurch auch sie) durchgehend ab. Schön und gut, wir haben also einen Love Interest, der sich wie ein Idiot verhält. Wäre nicht das erste Mal. Leider wurde er mir auch im Laufe der Geschichte so gar nicht sympathisch. Ich habe mich daran gestört, wie besitzergreifend er gehandelt hat, obwohl ihm das in meinen Augen absolut nicht zustand. Der Spice war in Ordnung, bekam allerdings sehr viel Bühnenzeit, was ich nicht ganz nachvollziehen konnte. Woher kommt diese plötzliche Anziehung zwischen den beiden? Es war mir bis zum Schluss schleierhaft.
Das Buch umfasst knapp mehr als 200 Seiten, was wahnsinnig wenig ist, um eine komplette Fantasywelt, neue Charaktere und eine Liebesgeschichte einzuführen. Und das war definitiv spürbar. Insgesamt hat es für mich an allen Ecken und Kanten an Worldbuilding, Charaktertiefe und überraschenden Wenungen gefehlt.