Seinetwegen, ihretwegen, unseretwegen. Was eigentlich? Eine Remiszenz an den unbekannten, zu früh verstorbenen Vater, die demente Mutter, die Grosseltern. Ein Kind meiner Generation, eine Babyboomerin, die ihr Leben vor dem soziokulturellen und politischen Hintergrund der Schweiz und Europas erzählt. Im Zentrum natürlich ihr verunfallter Vater, ein adliger Süditaliener mit slowenischer Mutter.
Das Buch erinnert an Kim de l’Horizons “Blutbuch”, allerdings nicht so modern, sondern traditionell geschrieben, und ohne Eskapaden ins Mittelalter oder die Wissenschaft. Dennoch: der Vater der Autorin ein liberaler Arzt, dessen Vater ebenso. Die Mutter dem toten Vater treu, der sie auch bewog die Matur nachzuholen, Kunst zu studieren und ihre eigene Karriere zu starten. Also wuchs die Autoren in einer Akademikerfamilie auf, obwohl die Grosseltern überzeugte Kommunisten (!) waren und ihren (adligen) Namen auch änderten (die Schreibweise vom D von del).
Der Unfallverursacher E.T. mutiert irgendwie zu einem Ersatzvater, über den die Autorin recherchiert. Am Anfang ist er der Täter, der dem Vater das Leben nahm. Je länger man liest, desto sympathischer kommt er aber rüber, bekommt einen Charakter; er ist die unsichtbare, aber stets präsente Hauptperson. Der Leser, der ihn bis dato als “Rowdy” sah, beginnt ihn zusehends ins Herz zu schliessen (wie die Autorin auch). Er mutiert quasi vom Saulus zum Paulus. Schade, dass das Buch abrupt endete. Aber gerade das bewusst, da der Nachfolgeroman E.T. gewidmet ist. Man darf also gespannt sein.