In ihrem eindrucksvollen Roman „Kanalschwimmer“ entführt uns die Autorin in die Lebenswelt von Charles, einem Mann in den Sechzigern, der kurz vor seinem Ruhestand steht. Die Geschichte beginnt mit einemschmerzhaften Wendepunkt: Seine Frau Maude verlässt ihn für Silas, seinen besten Freund. Diese unerwartete Trennung stürzt Charles in eine existenzielle Krise, die er mit Trotz und Entschlossenheit zu bewältigen versucht.
Um seinen inneren Konflikt zu verarbeiten, stellt sich Charles der gewaltigen Herausforderung, den Ärmelkanal schwimmend zu überqueren. Diese Metapher für seinen Kampf gegen die Widrigkeiten des Lebens wird von der Autorin in einer poetischenund eindringlichen Sprache erzählt. Die Beschreibungen der Natur, des Wassers und der menschlichen Erschöpfung sind beeindruckend und verleihen der Geschichte eine tiefere Dimension.
Der Sprachstil ist ein Highlights des Buches. Die Autorin schafft es, die Leser in die Gedankenwelt von Charles zu ziehen, während er im Wasser schwimmt und über sein Leben nachdenkt. Diese poetische Erzählweise ist anspruchsvoll und herausfordernd.
Dennoch gibt es auch kritische Punkte. Während die Naturbeschreibungen und der innere Kampf von Charles fesselnd sind, empfand ich das Beziehungswirrwarr als zu oberflächlich. Die Dynamik zwischen Charles, Maude und Silas bleibt für mich unzureichend ausgearbeitet, was dazu führte, dass ich in diesen Passagen das Interesse verlor.
Trotz dieser Schwächen bleibt die zentrale Frage, ob Charles seine Herausforderung meistern kann, ein starker Antrieb, der mich bis zum Ende des Buches fesselte. Die Mischung aus persönlichem Kampf und der Auseinandersetzung mit der Naturmacht zu einer lesenswerten, wenn auch nicht durchweg packenden Lektüre.
Insgesamt ist dieses Buch eine gelungene Erkundung von Verlust, Freundschaft und der Suche nach Sinn im Angesicht von Veränderungen. Es ist eine Einladung, sich mit den eigenen Ängsten und Herausforderungen auseinanderzusetzen – und das es zu einer bereichernden Leseerfahrung.