Milena Michiko Flasars Roman Oben Erde, unten Himmel erzählt die Geschichte einer 25-jährigen Frau, die sich bewusst für ein Leben in Einsamkeit entschieden hat. Sie springt von einem Job zum nächsten, ohne wirkliche Erfüllung zu finden, und hat sich mit ihrer Situation arrangiert. Ihre einzige Gesellschaft ist ihr Hamster, mit dem sie in einer kleinen Wohnung in einer japanischen Grossstadt lebt.
Doch als sie eine Anstellung als Leichenfundortreinigerin annimmt, verändert sich ihr Blick auf das Leben. Ihre Arbeit konfrontiert sie mit sogenannten Kodokushi-Fällen – Menschen, die unbemerkt und oft erst nach Wochen oder Monaten tot in ihren Wohnungen gefunden werden. Kodokushi (japanisch für „einsamer Tod“) ist ein gesellschaftliches Phänomen in Japan, das insbesondere ältere oder sozial isolierte Menschen betrifft. Die Protagonistin wird durch diese erschütternden Schicksale nicht nur mit der Endgültigkeit des Todes, sondern auch mit der Bedeutung von zwischenmenschlichen Beziehungen konfrontiert.
Zum ersten Mal erfährt sie, was es heisst, in einem Team zu arbeiten, Verantwortung zu übernehmen und Fürsorge zu zeigen. Die Begegnungen mit den Spuren der Verstorbenen sowie mit ihren Kollegen öffnen ihr neue Perspektiven und hinterlassen einen tiefen Eindruck.
Das Buch behandelt ein faszinierendes und tiefgründiges Thema, das nachhallt und zum Nachdenken anregt – über Einsamkeit, soziale Bindungen und die Spuren, die Menschen hinterlassen. Allerdings empfand ich die Erzählweise als stellenweise zu langatmig. Die Geschichte hätte mit einer strafferen Erzählstruktur genauso gut oder vielleicht sogar noch intensiver wirken können. Dennoch bleibt der Roman in Erinnerung und regt dazu an, über das eigene Leben und den Umgang mit anderen nachzudenken.
Fazit: Oben Erde, unten Himmel ist ein nachdenklich stimmendes Buch mit einer interessanten Thematik. Trotz einiger Längen lohnt sich die Lektüre für alle, die sich für gesellschaftliche Aussenseiter und existenzielle Fragen interessieren.