In “Gentleman über Bord” erzählt Herbert Clyde Lewis die Geschichte von Henry Preston Standish, einem New Yorker Börsenmakler, der unbemerkt vom Schiff Arabella in den Pazifik fällt. Während das Schiff weiterfährt, bleibt Standish allein im weiten Ozean zurück.
Der gesamte Roman spielt sich auf dem Meer ab. Einerseits erleben die Leser:innen, wie Standish die Stunden im Wasser verbringt. In Rückblicken und kurzen Episoden wird sein bisheriges Leben und sein Charakter beleuchtet. Zudem wird geschildert, was sich an Bord der Arabella ereignet hat, bevor Standish ins Wasser fiel. Die Besatzung des Schiffes, der Kapitän, der erste Offizier und die wenigen anderen Passagiere, die hauptsächlich auf einem Frachtschiff reisen, spiegeln die amerikanische Gesellschaft der 1930er Jahre wider.
Der Schreibstil von Lewis ist angenehm und passt hervorragend zur Geschichte. Die klaren, kurzen Sätze vermitteln die Situation auf dem Meer und an Bord des Schiffes eindrucksvoll. Es fiel mir leicht, nachzuvollziehen, was Standish mitten im Meer erlebt, fühlt und denkt. Ich fühlte mit ihm und es war schwer auszuhalten, wie sich Hoffnung und Verzweiflung abwechseln. Zum Glück wuchs mir Standish als Charakter nicht zu sehr ans Herz, sodass ich dennoch eine gewisse Distanz wahren konnte.
Je mehr ich las, desto mehr wollte ich wissen, was mit Standish passieren würde. Ich hoffte auf seine Rettung.
Das Cover passt sehr gut zur Geschichte. Es zeigt die Arabella, wie sie sich in Richtung der aufgehenden Sonne von Standish entfernt. Der graue Einband spiegelt die ausweglose Situation von Standish wider.
Ich fand “Gentleman über Bord” spannend und habe es in kurzer Zeit gelesen, da ich unbedingt wissen wollte, was mit dem Protagonisten geschehen würde. Besonders gefiel mir, wie Lewis die Gedankenwelt eines Menschen in einer Notsituation darstellt und diese in Bezug zu seinem Lebenshintergrund aufbaut. Diese Geschichte führt einem vor Augen, wie kostbar das eigene Leben ist und wie schnell es vorbei sein kann.