22 Bahnen erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die in einem schwierigen familiären Umfeld aufwächst und sich gleichzeitig mit einer aufkeimenden Liebesgeschichte auseinandersetzt. Die Protagonistin muss ihre jüngere Schwester grossziehen, während ihre alkoholkranke Mutter immer mehr in der Verantwortungslosigkeit versinkt. Die Geschichte selbst hat viel Potenzial und berührt tief, vor allem durch die einfühlsame Darstellung der familiären Belastungen und der intensiven Beziehung zwischen den Geschwistern.
Leider konnte ich mich jedoch bis zum Schluss nicht wirklich mit dem Schreibstil anfreunden. Die Darstellung der direkten Rede stört mein Leseerlebnis – manchmal wird sie mit Anführungs- und Schlusszeichen markiert, dann wieder einfach durch den Namen der Person, gefolgt von der direkten Rede. Diese wechselnden Darstellungsformen machten es für mich schwierig, der Erzählung flüssig zu folgen.
Auch der Titel des Buches, 22 Bahnen, blieb für mich bis zum Ende unklar – die Bedeutung wurde nicht wirklich aufgelöst, was mich etwas ratlos zurückliess. Trotz dieser stilistischen und strukturellen Kritikpunkte bleibt das Buch eine nette, wenn auch nicht herausragende Liebesgeschichte, die im Kontext eines problematischen Alltags stattfindet. Die familiären Themen rund um eine Mutter mit Alkoholproblemen und die Übernahme der Verantwortung durch die Tochter sind eindrucksvoll erzählt.
Fazit:
22 Bahnen ist eine Geschichte, die mit starken familiären Themen und einer sensibel geschilderten Liebesgeschichte punkten kann. Wer jedoch einen klaren, gleichmässigen Erzählstil und eine endgültige Aufklärung der titelgebenden „22 Bahnen“ erwartet, könnte enttäuscht sein. Trotzdem bietet das Buch einen nachdenklichen Blick auf Verantwortung, Familienbeziehungen und den schwierigen Weg der Selbstfindung.