Samantha Harveys Erzählung «Umlaufbahnen» nimmt uns mit auf eine Raumstation, die tagein, tagaus unermüdlich um die Erde kreist. 16 Mal schafft sie das innerhalb von 24 Stunden und in 16 Kapitel ist auch das Buch unterteilt. Wir erfahren allerlei zum Leben der sechs Astronaut*innen/Kosmonauten auf der Station, ihrer Arbeit, deren Sinn und Zweck und dem Blick dieser sechs Menschen auf die Erde, auf ihre Leben und wie sich dieser durch ihre Anwesenheit im Orbit verändert hat. Handlung in dem Sinne, dass sich nennenswert etwas tut, gibt es dabei kaum. Auch Dialoge sind rar gesät. Harvey beschreibt vielmehr, philosophiert über das Leben, den Sinn unserer Existenz und setzt beides in den grossen Kontext der Geschichte unseres Universums. Ihre poetische Sprache ist voller Sinneseindrücke und teils arbeitet sie mit Auflistungen, Aneinanderreihungen, die dem Text einen gewissen Rhythmus verleihen. Ihren Beobachtungen liegt eine tiefe Ruhe inne. Manche Passagen musste ich dabei mehrfach lesen, weil es mir nicht ganz leicht fiel, mich dauerhaft auf den Text zu konzentrieren. Auch, weil mir die präzisen Beschreibungen der sich durch die Erdrotation verändernden Landschaft, die unter der Station hinwegzieht, nicht ganz in den Kopf wollten. «Umlaufbahnen» ist für mich daher ein Text zum Geniessen, bei dem ich mir täglich ein Kapitel vornehme und eine halbe Stunde konzentriert drauf einlasse.
Es ist eine besondere Lektüre, die auch unseren Blick auf unser Leben, unsere Probleme und Sorgen verändert. Die kontemplative Erzählweise muss interessierten Lesenden jedoch liegen.
Auf beeindruckende Weise ins Deutsche übersetzt von Julia Wolf.