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Welchem Genre die Story zuordnen? Drama, Erfahrungsbericht, Novelle, Krimi, Thriller? Ansätze waren da, wurden aber nicht durchgezogen oder ganz durchdacht. Puzzle mit viel Lokalkolorit, wo gewisse Puzzleteile doppelt sind oder fehlen, und kein richtiges Mosaik entstehen lassen. Autorin begnügt sich auf Sterotypen, beschreibt ihr Personal nur oberflächlich: Männer beim Nach-, Frauen beim Vornamen samt Beruf. Die Natur und der Wald kommen oft vor, und man wähnt sich zeitweise im Märchen(wald).
Statt eines roten Fadens, gibt es gleich deren zwei: Sandras Vergewaltigung und Lyssers vermeintlicher Mord. Beide sorgen für Gerüchte und Klatsch im Dorf, ohne negative Folgen für die Betreffenden. Während der eine Fall aufgeklärt wird, lässt die Autorin den Leser beim anderen Fall im Ungewissen. Wirkt wie ein mehrspuriges Plot, wo sich die Autorin nicht entscheiden konnte, was sie aufklären würde. Unnötiger Ballast, weil ja die Fälle miteinander nichts zu tun haben.
Starker Anfang, schwaches Ende mit Cliffhangern. Schule, Vereinsleben, Mobbing, Homosexualität, Prostitution, Berufsalltag, Träume, Verzweiflung, Tod. Eine Story, die dem heimischen (Schweizer) Leser bekannt vorkommt. Nichts beschönigend, real, nachvollziehbar. Eine Story im Schweizer Mikrokosmos, der Wohngemeinde. Jedes Kapitel fokussiert einen Charakter, woraus die Beziehungen zueinander klar werden. Und immer wieder Rückblende ins Jahr 1984, der Angelpunkt der alle Charaktere als Teenager zusammenschweisst. Sprache ist klar und einfach, enthält gewisse Mundart-Ausdrücke, die die hiesige Mentalität verstärkt: zurückhaltend, korrekt, heuchlerisch, gefühlsarm, kurzsichtig.