Mein Leseeindruck subjektiv, aber spoilerfrei 😉
Aktuell lese ich gerade gerne eher ruhige, düstere, melancholische Fantasy, weshalb das Buch spontan bei mir einziehen durfte.
Zwischendurch habe ich zur Hörbuchvariante gegriffen, weshalb ich zuerst auf diese Version eingehen werde. Die Sprecherin Martha Kindermann war mir bis anhin unbekannt und ich muss gestehen dass ich zu Beginn doch etwas Mühe mit ihrer Stimme hatte. Sie spricht hier recht “kindlich”, hauchend und für mich persönlich oft ein bisschen zu dramatisch. Mit der Zeit gewöhnte ich mich allerdings an ihr Timbre und fand es gar nicht mehr so unpassend für die Art Geschichte 😉
Der Schreibstil selber ist eher gemächlich, bildhaft, atmosphärisch und lyrisch/ poetisch angehaucht. Erzählt wird aus der Sicht von Effy in der dritten Person, dazwischen gibt es den ein oder anderen Briefausschnitt und die Kapitel beginnen immer mit einem Ausschnitt aus dem Buch “ Angharad”.
Effy die Hauptfigur in der Geschichte mochte ich soweit ganz gerne, sie ist auch gut ausgearbeitet, dennoch verspürte ich eine gewisse Distanz ihr gegenüber, die sich nie ganz auflösen wollte. Ihre Zurückhaltung hat sicher viel mit ihren Erlebnissen in der Vergangenheit zu tun, was ich sehr gut nachvollziehen kann, trotzdem bin ich mit ihrem Charakter einfach nicht ganz warm geworden. Hingegen gefiel mir Preston sofort mit seinem offenen, humorvollen, liebenswürdigen Wesen. Die Annäherung der Beiden ist sanft, dezent, respektvoll und langsam, was ich sehr angenehm fand.
Zu Beginn des Buches steht eine Triggerwarnung, und der Content Note am Schluss ist recht umfassend, ich allerdings habe die ganzen Thematiken nicht als wahnsinnig belastend oder ausführlich beschrieben wahrgenommen, was aber sicher Ansichtssache ist.
Diese historische Fantasywelt ( ca. Mitte 20. Jahrhundert) , das Setting England, mit der Universität, später dem Meer, der Küste und dem halbverfallenen Gebäude. Diese melancholische, undurchsichtige, sagenumwobene Stimmung und die literarischen Aspekte haben mich sehr in ihren Bann gezogen. Ebenso das Spiel mit meiner Wahrnehmung, was ist Realität, was Fiktion und wie wird sich das Ganze auflösen, fand ich faszinierend.
Bezüglich Worldbuilding, hätte ich mir noch etwas mehr Hintergrundwissen über die beiden Länder Llyr und Argant gewünscht, welche sich anscheinend ja im Krieg befinden. Whs. war die Autorin aber auch nicht unbedingt darauf fokussiert. Des weiteren war der Verlauf der Geschichte manchmal doch etwas zäh und hätte noch fesselnder ausgearbeitet werden können.
Alles in allem aber sicher ein Buch, das auf mich eine entschleunigende Wirkung hatte 😉
Vier Sterne