Die Geschichte des Buches beginnt mit dem Tod des alten Papstes - der ganz offensichtlich als Folge seines hohen Alters verstorben ist - endet aber mit einer faustdicken Überraschung. Dazwischen hat Robert Harris eine überaus spannende Geschichte über eines der ältesten Wahlverfahren der Welt – dem Konklave – geschrieben. Im Konklave bestimmen die Kardinäle in geheimer Wahl den nächsten Papst der katholischen Kirche .

Die Fakten über das uralte Wahlverfahren und die Geschichte des Konklaves sind gut recherchiert und für mich eine der besonderen Stärken des Buches. Er positioniert seine Geschichte in der aktuellen Zeit (Ähnlichkeiten mit dem verstorbenen Papst Franziskus sind unverkennbar auch ohne Namensnennung). Auch dieser soll in seinen letzten Lebensmonaten von Unsicherheiten geplagt worden sein, wie sich nach ihm die Kirche weiter entwickeln soll. Auch die politische Situation ist aktuell gestaltet.

Das Konzil findet hinter verschlossenen Türen statt. Die Öffentlichkeit wartet sehnlichst auf Anzeichen, wohin die Reise gehen könnte. Doch mehr als Spekulationen gibt es nicht. Weisser Rauch, schwarzer Rauch? Wer würde nicht gerne Einblick hinter die verschlossenen Türen nehmen und zusehen, was sich so oder ähnlich hinter den Kulissen abspielt? In seinem Geschichte füllt Robert Harris die Szenen hinter den verschlossenen Türen mit sehr realitätsnahen Szenarien. Er schildert, wie sich aus den über 100 Kardinälen vier Favoriten herauskristallisieren. Für die liberalen Reformer ein feinsinniger Kardinal, die Traditionalisten stehen hinter ihrem eher grobschlächtigen Kardinal aus Venedig. Oder gelingt es dem ehrgeizigen Kardinal aus Nordamerika Papst zu werden? Wie sehen die Chancen aus, dass erstmals ein Afrikaner Papst werden könnte? Einige davon sind eitel, haben genügend Ehrgeiz und Hoffnung, andere fürchten die schwere Aufgabe, die sie ein Leben lang zu tragen hätten. Andere zweifeln sogar an ihrem eigenen Glauben. Für mich alle samt nachvollziehbar, fesselnd und faszinierend.

Mit seiner grossartigen Erzählkunst gelingt es Harris, den Leser in die geheime Welt des Konklaves hinzuversetzten und man hat schnell das Gefühl, genau so könnte es sich jeweils abspielen. Interessant, unterhaltsam und irgendwie auch lehrreich.

Einzig das Ende fand ich etwas gar übertrieben und des Guten etwas zu viel.