In ihrem Roman Griechischstunden stellt die Autorin Han Kang die Gedankengänge rund um die Frage der Identität, des Lebenssinnes und der Gründe für Verluste sehr anschaulich dar.
Eine junge Frau, welche kürzlich erst das Sorgerecht für ihren leiblichen Sohn verloren hat, lässt uns tiefer an ihrem Leben teilhaben. Nebst ihrem Sohn hat sie auch ihre Sprache verloren und nimmt uns mit auf eine Reise, welche geprägt ist von Wörtern, die sie nur aufschreiben, nicht aber aussprechen kann und Gefühlen, welche sie nur bedingt zeigen kann. Die Sprache nimmt eine grosse Wichtigkeit an im Buch und scheint sich zu einer Art Stütze für die Protagonistin zu entwickeln.
Die Begegnung der jungen Frau mit ihrem Griechischlehrer, welcher mit jedem Tag mehr seines Augenlichtes verliert und die Beziehung, welche sich im Verlaufe der Geschichte zwischen den beiden Menschen entwickelt, regen zum Nachdenken an. Wie muss es sich anfühlen, sich nur bedingt mit seinen Mitmenschen verständigen zu können? Nie zu wissen, wie es weitergeht? Und was verleiht einem die Motivation, weiter zu machen?
Inhaltlich sowie sprachlich eine Herausforderung, aber im Grossen und Ganzen sehr empfehlenswert! ☺