Lily Bloom durchlebt eine eine emotionale Achterbahnfahrt. Sie trifft auf den charmanten Ryle Kincaid, der ihre Welt sehr schnell auf den Kopf stellt. Doch auch Atlas Corrigan, Lilys Jugendfreund, spielt eine wichtige Rolle in der Geschichte und auch in Lilys Vergangenheit. Die Beziehungen zwischen Lily, Ryle und Atlas ist im weiteren Verlauf der Geschichte geprägt von Konflikten und unterschiedlichen Erlebnissen.
Achtung, meine Meinung könnte Spoiler enthalten.
Der Schreibstil von Colleen Hoover (speziell in diesem Buch) wird häufig als „Wattpad-Niveau“ bezeichnet. Mir hat er hier jedoch sehr gut gefallen – eben weil er etwas „salopp“ ist. Ich kann mich beim lesen zwar leider nicht in die Charaktere hineinversetzten, aber habe dennoch das Gefühl auf Augenhöhe abgeholt zu werden. Die Art wie Colleen Hoover schreibt, gibt mir das Gefühl, als würde ich mich mit meinen Freundinnen unterhalten. Die Geschichte ist sehr leicht verständlich – wenn auch, dadurch bedingt, leider oftmals sehr oberflächlich, sodass mir persönlich an vielen Stellen tiefere Einblicke in die Gefühlswelt gefehlt haben.
Lily wird in vielen Rezensionen als „starke Frau“ oder emanzipiert beschrieben, die für sich einsteht – dem stimme ich nur bedingt zu. Lily wirkt in ihren Tagebucheinträgen auf mich genauso. Als (junge) Erwachsene ist sie hingegen plötzlich völlig naiv, oberflächlich und trifft einige unüberlegte – fast schon dumme – Entscheidungen. Leider hat mich Lily auch im weiteren Verlauf des Buches total genervt. Weil sie zwar Ansichten hatte, aber jedes Mal total anders gehandelt hat. Auch reagiert sie in vielen Situationen ähnlich toxisch wie Ryle, hinterfragt das ganze aber nie. Beim lesen hat mich dieses Verhalten tatsächlich total gestört – vor allem auch deshalb, weil sie sich zu jederzeit als Opfer sieht und klein macht. Für mich reagiert sie in einigen Situationen unverständlich und teilweiße auch total über. Allerdings – und das möchte ich ganz ausdrücklich positiv hervorheben – war ich so gezwungen, mich mit dem Geschriebenen auseinander zu setzen: Wann fängt für mich persönlich häusliche Gewalt an, wann hört sie auf? Wo sind meine eigenen Grenzen und wie hätte ich diese Situationen wahrgenommen? Beim lesen fällt mir immer wieder auf, dass es kein schwarz und weiß gibt. In nicht jeder Situation ist Ryle das aggressive Arschloch, als das er oft scheint. Dennoch scheint auch er absolut unreflektiert zu sein und nimmt es einfach hin, dass er ständig ausrastet und Grenzen überschreitet. Ich finde beide einfach unsympathisch.
Das Buch hat mich leider wider Erwarten ziemlich enttäuscht und wird meiner Meinung nach diesen ernsten und unglaublich wichtigen Themen, die angesprochen werden überhaupt nicht gerecht. Die Szenen sind dafür leider zu schlecht ausgearbeitet, es fehlen die unterschiedlichen Nuancen, die Grautöne und die Tiefe der Handlung.
Extrem wichtige Themen wie suizidale Gedanken oder sexuelle Gewalt in einer Partnerschaft, werden wie seichtes Beiwerk eingestreut ohne überhaupt auf die Ernsthaftigkeit dieser Taten einzugehen. Leider wird dadurch keines dieser Themen so ausführlich behandelt, wie es nötig gewesen wäre. Beim lesen triggern mich diese Situationen deshalb. Und zwar nicht, weil sie so verstörend sind, sondern weil ich so wütend darüber bin, dass die Autorin sie so willkürlich für einen kurzen „Schockmoment“ verwendet. Die komplette Story, wurde um einzelne gewalttätige Szenen herumgesponnen – so als wolle man über diese Szenen schreiben und bräuchte deshalb eine Rahmen dafür. Die ganze weitere Geschichte ist nur Beiwerk – irgendwie zurechtgebogen. So liest es sich leider auch. Ich ärgere mich unglaublich, über diese verpasste Chance. Denn grade weil Colleen Hoover hauptsächlich sehr junge Mädchen und Frauen mit Ihren Romanen anspricht, wäre das DIE Chance gewesen ernsthaft über Gewalt in einer Beziehung aufzuklären. In meinen Augen hätte das Buch viel tiefer in diese drastischeren Momente eintauchen müssen. Ich würde es daher nicht weiterempfehlen.