«Ich habe mein Kinderhandgelenk dem schneidenden, sehnigen Griff eines Offiziers entrissen und meinen Kopf in den Schoss eines Trinkers gelegt, der mich in den Schlaf wiegt. Der Trinker ist tot». (181)
«Meine Füsse sind gut durchblutet. Ich habe mein Schritttempo gefunden. Langsam und gleichmässig bewege ich mich durch Berlin». (187)
Tanja passt irgendwie nicht in den Offiziershaushalt der DDR, ihr Vater ein nicht fassbarer Spion, die Mutter aufgestiegen in der Schulhierarchie. Geborgenheit findet sie bei ihren Grosseltern. Doch schon bald eckt sie an, eigenwillig, unangepasst, die Kindheit ist vorbei, beginnt das Leben, das Suchen; Orte und Menschen ziehen vorüber. Sie verliebt sich in den viel älteren Schauspieler Karl, trennt sich von ihm, nimmt von ihm zehn Jahre später Abschied bei seiner Beerdigung.
Katja Oskamp beschreibt ein Leben zwischen Kindheit und Erwachsensein in Geschichten, in Begegnungen mit Menschen. Durch die Augen von Tanja beschreibt sie andere Menschen detailgenau, skurril, mit einer ganz besonderen Beobachtungsgabe. Ungewöhnliche Details nimmt sie wahr, alles fügt sich zu einem kunstvollen, eigenartigen und doch stimmigen Bild einer suchenden Frau, die schliesslich Tritt fasst in einer scheinbar durchorganisierten Gesellschaft.